Die drei Gunas in der Bhagavad Gita

Erstellt: Juli 2020

Die von Maharishi Veda Vyasa verfasste Bhagavad Gita ist ein Kompendium des gesamten vedischen Wissens.

Ich habe hier einmal die Stellen in der Gita aufgeführt, die sich unmittelbar auf die drei Gunas beziehen.

Die drei Gunas sind ein bzw. sogar das Hauptthema des Veda - "traigunyavishaya veda" heißt es in der Gita kurz und bündig:

"Die Veden handeln von den drei Gunas" - BG 2.45

"Wahrlich, niemand vermag auch nur einen Augenblick lang ohne Tätigkeit zu sein, sondern durch die aus der Prakriti hervorgehenden Gunas wird jeder, sogar gegen seinen Willen, zum Handeln gezwungen." - BG 3.5

Die drei Gunas sind die drei Grundkräfte der Natur (prakriti), welche die gesamte mentale und physische Aktivität des Universums hervorbringen. Nur der Purusha, der Atman, das Selbst, die in sich wache Stille des absoluten Bewusstseins, ist jenseits der Prakriti und der drei Gunas und frei von ihnen.

"In Wahrheit werden sämtliche Aktivitäten im Universum von den drei Gunas der Prakriti durchgeführt – aber der im Wahn des Ich-Bewusstseins Befangene denkt: 'Ich bin der Handelnde.' Wer jedoch erkannt hat, o Starkarmiger, dass das Selbst von den Gunas und ihren Aktivitäten getrennt ist, der verstrickt sich nicht in Bindung, sondern denkt: 'Die Gunas wirken auf die Gunas ein'. Die von den Gunas der Prakriti Verwirrten sind an die Aktivität der Gunas gebunden. Wer die Wahrheit kennt, soll jedoch die Unwissenden, deren Intellekt verdunkelt ist, nicht (noch mehr) durcheinander bringen." - BG 3.27-29

Das 14. Kapitel der Bhagavad Gita heißt "Gunatraya Vibhaga Yoga" - das Kapitel über die Unterscheidung der drei Gunas.

"Sattva, Rajas und Tamas – dies sind die aus der Prakriti hervorgehenden Gunas. Sie fesseln, o Starkarmiger, den unvergänglichen Bewohner des Körpers an den Körper. Unter ihnen ist das Sattva infolge seiner Makellosigkeit strahlend und frei von Leid. Es bindet durch Hängen an Freude und durch Hängen an Wissen, o Sündloser. Wisse, dass das Wesen von Rajas die Leidenschaft ist. Es erzeugt den Durst und das Anhaften. Es bindet, o Sohn der Kunti, den Verkörperten an die Aktivität (Karma). Wisse, dass Tamas aus Unwissenheit besteht – es verblendet alle Verkörperten. Es bindet durch Sinnenrausch, Trägheit und Schlaf, o Bharata. Sattva bindet an die Freude, Rajas an das Handeln, o Bharata. Das Tamas aber verhüllt das Wissen und bindet an Sinnenrausch und Gleichgültigkeit." - BG 14.5-9

"Das Sattva dominiert, wenn es Rajas und Tamas überwältigt, o Bharata, ebenso dominiert das Rajas, wenn es Sattva und Tamas überwältigt und desgleichen dominiert das Tamas, wenn es Sattva und Rajas überwältigt." - BG 14.10

"Wenn in allen Toren des Körpers (den Sinnen) das Licht des Wissens aufleuchtet, dann soll man wissen, dass Sattva zugenommen hat. Begierde, Tatendrang, Durchführen von Handlungen, Rastlosigkeit und Verlangen - diese entstehen, wenn Rajas zunimmt, o Bester der Bharatas. (Geistige) Finsternis, Passivität, Berauschtheit und Wahn – diese entstehen, wenn Tamas zunimmt, o Freude der Kurus." - BG 14.11-13

"Wenn der Bewohner des Körpers bei vorherrschendem Sattva zur Auflösung geht, dann gelangt er in die makellosen Himmelswelten derer, die um das Höchste wissen (die Devas). Wenn er im Zustand von vorherrschendem Rajas zur Auflösung geht, wird er unter den an der Aktivität Haftenden (in der Welt der Menschen) wieder geboren. Im Zustand von vorherrschendem Tamas dahingeschieden, wird er in dumpfen Mutterschößen (Tierreich oder Welt der Asuras) wieder geboren." BG 14.14-15

"Die Frucht guter Handlungen, so sagt man, ist sattva-artig und makellos. Die Frucht des Rajas ist Leid und die Frucht des Tamas ist Unwissenheit. Aus Sattva entsteht Wissen, aus Rajas aber Begierde. Aus Tamas entstehen Berauschtheit, Wahn und Unwissenheit." - BG 14.16-17

"Nach oben in die Himmelswelten gehen die im Sattva Gegründeten. In der Mitte (in der Welt der Menschen) verweilen die Rajasartigen. Die in die Aktivität des niedrigsten Gunas eingebundenen Tamasartigen sinken hinab (in die Tier- und Unterwelt)." - BG 14.18

Im 18. und letzten Kapitel der Gita wird das Thema der drei Gunas noch einmal fortgeführt.

""Die Erkenntnis, die Handlung und der Handelnde sind jeweils von dreifacher Art entsprechend der Unterscheidung der Gunas – so wird es in der Lehre der Gunas verkündet. Höre auch angemessen von dieser:" - BG 18.19

Die drei Gunas in Bezug auf die Erkenntnis:

"Durch welche man in allen Wesen das eine, unvergängliche Sein erschaut, ungeteilt in den geteilten – eine solche Erkenntnis, so wisse, ist sattva-artig. Diejenige Erkenntnis aber, die in allen Wesen wegen ihres Getrenntseins viele unterschiedliche Wesen sieht – eine solche Erkenntnis ist rajas-artig. Wenn aber jemand engstirnig an einem einzelnen Ding anhaftet, als wäre es das Ganze, ohne sich um die Ursache und die wahre Wirklichkeit zu kümmern – eine solche Erkenntnis wird als tamas-artig bezeichnet." - BG 18.20-22

Die drei Gunas in Bezug auf das Handeln:

"Eine vorgeschriebene Handlung, die ohne Anhaften und frei von Zuneigung und Abneigung von jemandem ausgeführt wird, der nicht nach ihrer Frucht verlangt, wird sattva-artig genannt. Eine Handlung aber, die von jemandem, der nach Sinnenfreuden begehrt oder von Egoismus erfüllt ist, mit großer Anstrengung ausgeführt wird, wird rajas-artig genannt. Eine Handlung, die aus Verblendung ausgeführt wird, ohne Rücksicht zu nehmen auf die Folgen, auf Schädigung und auf die eigene Befähigung, wird tamas-artig genannt." - BG 18.23-25

Die drei Gunas in Bezug auf den Handelnden:

"Frei von Anhaften, kein „Ich“-Sager, voller Entschlossenheit und Tatkraft, unverändert in Erfolg und Misserfolg – ein solcher Handelnder wird sattva-artig genannt. Leidenschaftlich, nach den Ergebnissen (Früchten) der Handlungen gierend, habsüchtig, von verletzendem Wesen, unrein, von Freude und von Kummer erfüllt – solch ein Handelnder ist als rajas-artig bekannt. Ohne Selbstbeherrschung, niedriggesinnt, stur, falsch, boshaft, träge, kleinmütig und zögerlich – ein so Handelnder wird tamas-artig genannt." - BG 18.26-28

"Höre nun von der dreifachen Unterscheidung des Intellekts (Buddhi) und der Entschlossenheit entsprechend den Gunas, wie es von Mir im einzelnen und in aller Ausführlichkeit verkündet wird, o Dhananjaya."

Die Arten des Intellekts den Gunas entsprechend:

"Der Intellekt (Buddhi), der rechtes Handeln und rechtes Sich-Enthalten, zu Tuendes und zu Unterlassendes, zu Fürchtendes und nicht zu Fürchtendes, Bindung und Befreiung erkennt, der ist sattva-artig, o Partha. Der Intellekt, welcher das Gesetz (Dharma) und das Gesetzwidrige (Adharma) sowie das zu Tuende und das zu Unterlassende nicht in der rechten Weise erkennt, der ist, o Partha, rajas-artig. Der von Finsternis umhüllte Intellekt, welcher das Gesetzwidrige (Adharma) für das Gesetz (Dharma) hält und alles verkehrt bewertet – der ist, o Partha, tamas-artig." - BG 18.29-32

Die Arten der Entschlossenheit den Gunas entsprechend:

"Die Entschlossenheit, mit der man die Aktivitäten des Geistes (Manas), des Lebensatems (Prana) und der Sinne beherrscht – diese durch Yogapraxis unerschütterlich gewordene Entschlossenheit ist, o Partha, sattva-artig. Die Entschlossenheit, mit der man am Dharma, an den Wünschen und am Besitz festhält, o Arjuna, daran haftend und die daraus hervorgehenden Früchte begehrend – diese Entschlossenheit, o Partha, ist rajas-artig. Die Entschlossenheit, mit der ein Unwissender nicht von Dumpfheit (Schlaf), Furcht, Sorge, Niedergeschlagenheit und Sinnenrausch ablässt – die, o Partha, ist tamas-artig." - BG 33-35

Drei Arten von Freude:

"Nun aber höre von Mir von den drei Arten der Freude, o Bester der Bharatas. Die Freude, die man nach einer langen Zeit regelmäßiger Übung genießt und mit ihr das Ende des Leidens erreicht, welche am Anfang wie Gift und am Ende wie der Nektar des Unsterblichkeitstrankes ist – diese aus der Stille des eigenen Bewusstseins entstehende Freude wird sattva-artig genannt. Die Freude, welche aus der Verbindung der Sinne mit den Sinnesgegenständen entsteht und die am Anfang wie Nektar, am Ende aber wie Gift ist – eine solche Freude gilt als rajas-artig. Die Freude, welche sowohl am Anfang als auch nachfolgend nichts als Selbsttäuschung ist und aus Dumpfheit (Schlaf), Trägheit und dem Rausch des Vergessens der Sorgen entsteht, wird tamas-artig genannt." - BG 18.36-39

"Weder auf der Erde noch im Himmel, noch auch unter den Göttern gibt es ein Wesen, welches von diesen aus der Prakriti entstandenen drei Gunas frei wäre." - BG 18.40

"Die vorgeschriebenen Aktivitäten der Priester (Brahmanen), Krieger (Kshatriyas), Kaufleute (Vaishyas) und Arbeiter (Shudras), o Bedränger der Feinde, werden, ihrem eigenen Wesen und den Gunas entsprechend, verteilt." BG 18.41

Diese Einteilung der Hauptberufe (varna) wird die vierfache Ordnung genannt. Sie beruht darauf, welches der drei Gunas dominiert und welches an zweiter Stelle steht. Sattva-Rajas: Brahmanen. Rajas-Sattva: Kshatriyas. Rajas-Tamas: Vaishyas. Tamas-Rajas: Shudras.

"Innere Stille, Selbstbeherrschung, Askese, Reinheit, Geduld und Wahrhaftigkeit, Wissen, Weisheit und Ausrichtung auf die höchste Wirklichkeit – das sind die Kennzeichen der Aktivität der Priester (Brahmanen), die aus ihrem eigenen Wesen hervorgehen." - BG 18.42

"Tapferkeit, Stärke, Entschlossenheit, Geschicklichkeit und Nichtfliehen im Kampf, Freigebigkeit und Autorität – dies sind die Kennzeichen der Aktivität der Krieger (Kshatriyas), die aus ihrem eigenen Wesen hervorgehen." - BG 18.43

"Ackerbau, Viehzucht und Handel sind die Formen der Aktivität der Kaufleute (Vaishyas), die aus ihrem eigenen Wesen hervorgehen."

"Das Dienen ist das Kennzeichen der Aktivität der Arbeiter (Shudras), die aus ihrem eigenen Wesen hervorgeht." - BG 18.44

"Durch hingebungsvolle Ausführung der dem eigenen Wesen entsprechenden Handlungen erlangt ein Mensch Vollkommenheit (Siddhi)." - 18.45