Hermann Hesse - Lebensphasen und Ereignisse

Dashas, Antardashas, Pratyantardashas und Transite (gochara)

Erstellt: März 2022

Im Folgenden soll versucht werden, die Entwicklung von Hermann Hesse, seinen Lebensweg und wichtige Ereignisse in seinem Leben aus der Sicht von Jyotish nachzuvollziehen. Im Vordergrund der Untersuchung stehen die Phasen der Mahadashas und Antardashas. Feinere Phasen und Transite werden bei Bedarf hinzugezogen.

Bei den Phasen habe ich die korrigierte, um 3 Minuten vorgezogene Geburtszeit Hermann Hesses berücksichtigt (siehe Budha-Rahu-Phase, Tod der Mutter), was die Verschiebung um einige Tage zur Folge hatte.

Hier eine Übersicht der Haupt-Lebensphasen von Hermann Hesse den Mahadashas im Vimshottari Dasha System entsprechend:

MDASHA    BEGINN       ENDE        ALTER ca.
--------------------------------------------
Shani    *02.07.1877 - 03.09.1892   0 bis 15 
Budha     03.09.1892 - 02.09.1909  15 bis 32 
Ketu      02.09.1909 - 02.09.1916  32 bis 39
Shukra    02.09.1916 - 02.09.1936  39 bis 59
Surya     02.09.1936 - 02.09.1942  59 bis 65
Chandra   02.09.1942 - 02.09.1952  65 bis 75
Mangal    02.09.1952 - 02.09.1959  75 bis 82
Rahu      03.09.1959 - 03.09.1962+ 82 bis 85

Den Beginn der Guru Mahadasha hat Hermann Hesse nicht mehr erlebt.

Die Shani Mahadasha - "Aller Anfang ist schwer"

02.07.1877 - 03.09.1892 - Alter von ca. 0 bis 15 Jahren

"Nun schildere ich dir (dem Rishi Maitreya) die Auswirkungen der Dasha von Shani, der als der gemeinste und niedrigste aller Planeten angesehen wird."

Mit diesem Satz beginnt Maharishi Parashara in seinem Werk "Brihat Parashara Hora Shastra" seine Beschreibung der Mahadasha von Shani, des Planeten Saturn.

Da Chandra sich bei Geburt noch ganz am Anfang des Nakshatras Uttarabhadra befindet ist nur die erste Antardasha der Shani Mahadasha, die Shani-Shani-Phase, bereits abgeschlossen und so stehen die ersten 15 Lebensjahre von Hermann Hesse unter der Oberherrschaft von Shani.

Wie man schon aus Parasharas Formulierung ersehen kann ist Shani ein natürlicher Übeltäter-Planet und der Diener im Hofstaat der Planeten. Er ist ein strenger Lehrmeister, der Fleiß, Disziplin, Gehorsam und Unterordnung verkörpert und fordert.

In dem Artikel über die Häuser 1 und 4 haben wir bereits den Konflikt beschrieben zwischen Shani, der das Elternhaus beherrscht und vertritt und Hermann Hesses Geburtsherrscher Mangal, der seine individuelle Persönlichkeit verkörpert. Dieser Konflikt beherrscht die gesamte Shani Mahadasha.

Dass Shani ein natürlicher Übeltäter-Planet ist bedeutet keineswegs, dass er in der Phase seiner Herrschaft nichts Positives zu geben hätte, zumal er stark in seinem eigenen Zeichen Wassermann steht und somit von seiner eigenen Grundhaltung her keine bösartigen Absichten hat. Maharishi Parashara betont, "dass ein Übeltäter-Planet in seinem Zeichen der Erhöhung usw. keine negativen Ergebnisse hervorbringen wird, wenn er sich in einem günstigen Haus befindet ". Auf Shani im eigenen Zeichen und im günstigen 4. Haus trifft dies zu.

Außerdem wird Shani durch das Zusammenwirken mit Mangal zu einem Rajayoga-Karaka, einem Erfolgs-Planeten, auch wenn dies infolge der schwachen Stellung von Mangal und des Konfliktes zwischen beiden kein makelloser Rajayoga ist.

Shani ist der Atmakaraka (AK), der Repräsentant des Selbst, im Horoskop und verkörpert so den zentralen Lebensauftrag in dieser Inkarnation, dem alles andere untergeordnet werden muss. Obwohl Shanis Lektion infolge des Konflikts mit dem Geburtsherrscher Mangal schmerzhaft ist, trägt sie wesentlich zur Formung der Persönlichkeit Hermann Hesses bei. Grundsätzlich ist es ein gutes Zeichen, dass die Hauptphase des Atmakaraka schon ab der Geburt aktiv ist.

"Die Auswirkungen der Planeten in ihren Dashas hängen von ihrer Stärke oder Schwäche, ihrem Eingebundensein in Yogas und von ihren wechselseitigen Beziehungen (in Freundschaft, Feindschaft usw.) ab. Ihre Dashas bringen volle, mittlere oder geringe Auswirkungen mit sich, je nachdem, ob sich die Planeten in Eckhäusern (Kendra), nachfolgenden (Panaphara) oder fallenden (Apoklima) Häusern befinden." - BPHS 50.87

In seiner Mahadasha beherrscht ein Graha mehrere Jahre lang alles, was im Leben vor sich geht. Sämtliche anderen Grahas und alle Häuser stehen unter seinem Oberbefehl und ordnen sich seinem Willen unter. Grahas, denen er freundlich gesonnen ist, wird es in dieser Zeit gut gehen und die Angelegenheiten der Häuser, die von ihnen beherrscht werden, gedeihen - natürlich abhängig von der Stärke und Qualität ihrer eigenen Stellung. Planeten, denen der Mahadasha-Herrscher feindlich gesonnen ist, werden in der Zeit seiner Oberherrschaft leiden und mit den Angelegenheiten der Häuser, die sie beherrschen, wird es bergab gehen.

Umgekehrt werden Planeten, die dem Mahadasha-Herrn freundlich gesonnen sind, in ihren Unterphasen dessen Willen freudig umsetzen und der Einfluss des Mahadasha-Herrschers wird in dieser Zeit besonders spürbar sein. Grahas, die dem Mahadasha-Herrscher feindlich gegenüberstehen, werden seinen Anweisungen nur unwillig folgen. In den Antardashas dieser Grahas wird der Einfluss des Herrschers der Mahadasha gemindert sein.

"Alle Planeten, die wechselseitig natürliche und temporäre Freunde sind, bringen positive Ergebnisse in ihrer kombinierten Dasha und Antardasha. In der kombinierten Dasha und Antardasha von verfeindeten Planeten werden die Ergebnisse negativ sein." - BPHS 50.89

Auf die Feinheiten dieser "kosmischen Politik" werden wir später anhand von praktischen Beispielen eingehen.

Schauen wir uns erst einmal an, in welchen Häusern der Einfluss von Shani in seiner Mahadasha am stärksten spürbar sein wird.

In Haus 4 ist der Einfluss von Shani extrem stark, denn er ist dort sowohl der Bewohner als auch der Herr. Da Shani Haus 4 bewohnt, werden all seine Aktivitäten von diesem Haus ausgehen, das er als Herr vollständig beherrscht. Die 5 Hauptthemen des 4. Hauses - Seelenleben, Heim, innerer Friede, Privatleben, Mutter - haben in der Zeit der Oberherrschaft von Shani absolute Priorität. Da Shani im seinem eigenen Zeichen Wassermann steht, werden die 5 Hauptqualitäten dieses Zeichens - Stille, Zurückhaltung, Zeuge sein, Transzendenz, Überpersönliches - die Aktivität in den genannten Lebensbereichen bestimmen, gefiltert durch die 5 Haupteigenschaften von Shani selbst, als da sind Sicherheit, Ruhe, Sorge, Verzicht, Härte. Die Filterung der Bewusstseinsdynamik des Zeichens Wassermann durch Shani modifiziert diese Dynamik in diesem Fall allerdings nur wenig, da Wassermann das eigene Zeichen von Shani ist. Die Dynamik von Wassermann wird in diesem Fall eher bestätigt und verstärkt als modifiziert.

Der im 4. Haus stehende Rahu und Shani sind natürliche Freunde; infolge der Konjunktion ist ihr gegenseitiges Verhältnis im Endeffekt positiv-neutral. Als körperloser Graha wird Rahu in seiner Unterphase die Ergebnisse seines Dispositors (Herrn) Shani manifestieren. Rahu ist letztlich im 4. Haus "the most obedient servant", der allergehorsamste Diener, von Shani.

Shani steht seinem Mitbewohner Mangal feindlich gegenüber, der wiederum Shani kompromisslos hasst und ihm als Todfeind begegnet. Mangal wird in der Zeit von Shanis Oberherrschaft sehr zu leiden haben und kaum in der Lage sein, seine Häuser 1 und 6 nach seinen eigenen Vorstellungen zu gestalten.

Shani beherrscht auch Haus 3, das Haus des Antriebs und der Unruhe, dessen Karaka Mangal ist. Das 3. Haus ist vom 4. Haus aus gesehen das 12. Haus, d. h. es negiert das 4. Haus. Unruhe, Ehrgeiz und Konkurrenzkämpfe (3.) bedrohen die Stille und den inneren Frieden (4.). Da Shani selbst im 4. Haus steht, liegt es ihm viel mehr am Herzen als sein 3. Haus, um so mehr, da letzteres von seinem Feind Mangal strukturiert wird. Unruhe wird unter Shanis Herrschaft nicht geduldet, persönliche Ambitionen werden unterdrückt. Antriebslosigkeit ist definitiv ein Thema.

Die Häuser 8 und 11, deren Karaka Shani ist, sind in seiner Mahadasha ebenfalls aktiviert. Im 8. Haus wird Shanis Todfeind Surya sehr zu leiden haben.

Shani nimmt durch seinen vollen Aspekt großen Einfluss auf die Häuser 10, 1 und 6, die er somit als seine Interessenssphären betrachtet. In Haus 1 sind Karaka Surya und Herr Mangal Todfeinde von Shani und werden entsprechend von ihm behandelt. Ihre Prägung der Grunddynamik des 1. Hauses wird unterdrückt - im 1. Haus soll Ruhe einkehren. Selbstverwirklichung und allzu persönliche Aktivität sind unerwünscht. Das Ego soll diszipliniert werden und sich unterordnen. In Haus 6 ist Shanis Feind Mangal Herr und Karaka. Durch seinen Aspekt will Shani dafür sorgen, dass Konflikte und Probleme weder entstehen noch verarbeitet werden. Es soll sie einfach nicht geben. Der Herr des 10. Hauses ist Shanis Todfeind Surya, der von Shani kompromisslos unterdrückt wird. Eine berufliche Tätigkeit darf aus der Sicht von Shani nicht vom Ego, von Geltungsdrang und von persönlichen Bestrebungen bestimmt werden, sondern ausschließlich von selbstlosem Dienen.

Nun zu den Antardashas in Shanis Mahadasha und zu den Lebensereignissen in diesen Zeitabschnitten.

Die Antardasha von Budha in der Dasha von Shani - zum Schriftsteller geboren

02.07.1877 - 11.05.1879 - Alter ca. 0 bis 1

Im ersten Lebensjahr soll Budha die Anweisungen seines Oberherrn Shani umsetzen. Dasha-Herr Shani ist Feind von Antardasha-Herr Budha und Antardasha-Herr Budha ist neutral gegenüber Dasha-Herr Shani.

Biographisch gibt diese Zeit noch nicht viel her, aber es ist interessant, dass bei einem Schriftsteller Sprache (Budha) und deren Verfestigung in Schrift (Shani) bei Geburt aktiviert sind.

Die Antardasha von Surya in der Dasha von Shani

23.08.1883 - 03.08.1884 - Alter ca. 6 bis 7

Dasha-Herr Shani ist Todfeind von Antardasha-Herr Surya und Antardasha-Herr Surya ist Todfeind von Dasha-Herr Shani. Surya steht im Geburtshoroskop von Shani aus im 5. Haus. Zusammenwirken von Shani und Surya in Haus: 1, 8, 10. Surya ist ein Rajayoga-Planet. Surya zu Antardasha-Beginn: 7° Simha (DOMZ), in Haus 10.

Als Sechsjähriger wird das widerspenstige Problemkind Hermann am 21 Januar 1884 (Sa-Sy-Sa-Sa, also zu Beginn der Shani Sukshma Dasha) aus dem Elternhais ausquartiert und ins Knabenhaus der Missionsschule geschickt (HWS 55). Nur sonntags darf er nach Hause. Er fühlt sich abgeschoben (HAK 44). Nachdem er sich scheinbar "gebessert" hatte, durfte er im Juni wieder heim. "Jedoch kamen bald die alten Probleme von neuem auf: Tränen, Wutausbrüche, störrische Verschlossenheit" (HAK 45).

Hier wird der schon lange bestehende Konflikt öffentlich zwischen Shani, der als Herr des 4. Hauses das Elternhaus vertritt und den persönlichen Faktoren Surya und Mangal in Hesses Rashi-Chart. Mahadasha-Herr Shani befiehlt und Antardasha-Herr Surya muss folgen, zumal Surya von seinem Untergebenen, dem Pratyantardasha-Herrn Shani, keine Unterstützung erhält. Auch der Sukshma-Herr ist wiederum Shani.

Mangal ist hier nicht als Phasenherr aktiv. Hier wird ja nicht rebelliert, sondern gehorcht. Aber der Shani-Mangal-Konflikt ist in der gesamten Shani-Mahadasha aktiviert, weil Shani und Mangal extrem intensiv miteinander verbunden sind. Dasselbe gilt übrigens auch für Shani und Rahu. In den Unterphasen der Planeten, die mit dem Mahadasha-Herrn eng verbunden sind, sind diese natürlich noch intensiver aktiviert.

Brav, aber bleich, mager und gedrückt erscheint Hermann in der Zeit seines Exils (HWS 55) - die passende Beschreibung eines ohnehin schwachen Surya in Shani-Haus 8 in der Zeit der Herrschaft des äußerst feindseligen Wassermann-Shani. "Er ist jetzt viel leichter zu behandeln, Gott sei Dank" notiert die Mutter erleichtert (HWS 55).

Die Antardasha von Mangal in der Dasha von Shani

02.03.1886 - 10.04.1887 - Alter ca. 8 bis 9

Dasha-Herr Shani ist Feind von Antardasha-Herr Mangal und Antardasha-Herr Mangal ist Todfeind von Dasha-Herr Shani. Mangal steht im Geburtshoroskop von Shani aus im 1. Haus. Zusammenwirken von Shani und Mangal in Haus: 1, 3, 4, 6, 10 Mangal im Geburtshoroskop: 19° Kumbha (Enem), in Haus 4 als Herr von Haus 1 und 6. Mangal zu Antardasha-Beginn: 25° Simha (Ntrl), in Haus 10.

Die Familie war 1886 vom weltoffeneren Basel nach Calw zurückgekehrt. Ein dramatisches Signal der Rebellion ist in meinen Hesse Biographien aus dieser Zeit nicht überliefert, auch wenn die Mutter vermerkt: "Schwere Zeit mit Hermann" (HWS 58). Zu Beginn seiner Antardasha befindet sich Mangal fast exakt im Übergang zwischen den Zeichen Löwe und Jungfrau ("in the gap"). Im letzten und im ersten Grad eines Zeichens gilt ein Graha als geschwächt. Und Shani ist immer noch der Oberherrscher von allem, was geschieht.

Die Antardasha von Guru in der Dasha von Shani

15.02.1890 - 31.08.1892 - Alter ca. 12 bis 15

Dasha-Herr Shani ist Freund von Antardasha-Herr Guru und Antardasha-Herr Guru ist Freund von Dasha-Herr Shani. Guru steht im Geburtshoroskop von Shani aus im 11. Haus. Zusammenwirken von Shani und Guru in Haus: 6, 8, 10. Guru ist ein Rajayoga-Planet. Guru im Geburtshoroskop: 4° Dhanu (MULA), in Haus 2 als Herr von Haus 2 und 5.

"Am 1. Februar 1890 begleitete Marie Hesse den Zwölfjährigen nach Göppingen und meldete ihn in der dortigen Schule an" (HAK 57). Die Routine an der Schule ist streng (es ist immer noch Shani-Mahadasha), aber mit Rektor Bauer begegnet Hermann Hesse einem großartigen, humorvollen, großherzigen und verständnisvollen Lehrer, von dem er 1953 im Rückblick sagt: "So durchs ganze Leben nachwirkend und fruchtbar kann die Begegnung eines Knaben mit einem überlegenen Lehrer-Genie sein" und fügt an: "Das Eigene und Seltene an diesem Lehrer aber war seine Fähigkeit, nicht bloß die Geistigeren unter seinen Schülern herauszuspüren und ihrem Idealismus Nahrung und Halt zu geben, sondern auch dem Alter seiner Schüler, ihrer Knabenhaftigkeit, ihrer Spielsucht gerecht zu werden" (HWS 60, 61).

Hermann ist in dieser Zeit ein guter und enthusiastischer Schüler. Das abschließende Landexamen besteht er als Zweitbester von 79 Kandidaten.

Ein Feuerwerks-Unfall

Am 11. April 1892 abends (Sa-Gu-Ma/Ra) hält Hermann sich einen selbstgebastelten Feuerwerkskörper vor die Augen, um zu überprüfen, warum dieser nicht explodiert war, was dieser aber dann genau in diesem Moment tat (HWS 66 f.) Das gesamte Gesicht wurde verbrannt. Sechs Tage lang lag Hermann danach mit einem Verband um den Kopf darnieder, der nur Mund und Nase frei ließ. Seine Brille hat ihn wohl vor dem Erblinden gerettet, aber sein Leben lang behält er eine übergroße Empfindlichkeit der Augen. Ich habe einmal versucht, dieses kleine, aber dramatische und folgenreiche Ereignis, das Hesse sehr viel später auch literarisch verarbeitet hat, astrologisch nachzuvollziehen.

Die erste Idee war: Feuerelement, Guru und Mangal könnten im Spiel sein - Mangal für Unfall und plötzliches Ereignis, Guru für Expansion, Guru und Mangal und Feuer zusammen für Explosion. Das 2. Haus müsste involviert sein, welches für das Gesicht steht. Der Bezugsrahmen muss das Rashi-Chart sein, weil das Ereignis den Körper betrifft. Shani könnte auch noch eine Rolle spielen, wegen der langfristigen Auswirkungen.

Guru und Feuer und Haus 2 sind schon einmal präsent, denn es ist Guru Antardasha plus Guru Sukshma Dasha und Guru steht im Rashi Chart bei Geburt in Haus 2 im Feuerzeichen Schütze.

Schauen wir uns einmal die Transit Situation am späteren Abend des 11.04.1892 an, bezogen auf Hesses Rashi Chart mit Aszendent Skorpion (rechts das Geburts-Rashi-Chart):

Mangal steht hier im 2. Haus in Gurus Feuerzeichen Schütze. Er steht in Konjunktion mit Hesses Guru im Geburts-Chart und aspektiert von dort aus den Geburts-Surya. Er ist sogar aktiviert, weil Chandra sich in diesem Transit im Mangal-Nakshatra Chitra befindet. Surya, der Karaka des 1. Hauses, steht im 1. Grad (somit anfällig und geschwächt) des Feuerzeichens Widder im problematischen 6. Haus, dessen Herr und Karaka Mangal ist.

Mahadasha-Herr Shani aspektiert im Transit das 1. Haus. Ein stark und günstig stehender Guru aspektiert aber auch Haus 1 und verhindert Schlimmeres.

Es gibt also eine ganze Reihe sich gegenseitig verstärkender Faktoren, die zu diesem Ereignis passen. Mangal ist in keiner von Hermann Hesses Dasha-Unterphasen aktiviert, sondern nur im Transit - aber wir hatten ja zuvor bereits festgestellt, dass infolge der engen Verbindung von Mangal und Shani Mangal eigentlich in der gesamten Shani Mahadasha mit aktiviert ist. Ich frage mich, welcher Jyotishi wohl bei der Untersuchung von Hermann Hesses Kundali (Geburtshoroskop) die Gefahr eines Unfalls in der Nähe dieses Zeitpunkts prognostiziert hätte ...

Ausreißen aus der Klosterschule Maulbronn

Im Herbst 1891 wechselt Hermann in die Klosterschule Maulbronn. Dort scheint er sich trotz des streng geregelten Tagesablaufs gut einzuleben, aber am 7. März 1892 (Sa-Gu-Ma) reißt der 14-Jährige, wohl einem spontanen Entschluss folgend, aus der Schule aus (HWS 71 ff). Nach weniger als einem Tag wird er von einem Landjäger eingefangen und in die Klosterschule zurückgebracht. Mahadasha-Herr Shani und Pratyantardasha-Herr Mangal aktivieren den Shani-Mangal-Konflikt.

Schauen wir uns die Transit-Situation an diesem Abend an. Diesmal nehme ich als Bezugrahmen das Chandra-Chart von Hermann Hesse. Traditionell werden Transite im Jyotish primär auf das Chandra-Chart bezogen, was in Bezug auf dieses Ereignis besonders Sinn macht, weil hier der spontane mentale Entschluss entscheidend ist und nicht, wie bei der Feuerwerks-Explosion, das physische Geschehen. Aber bitte nicht vergessen: Es gibt nur ein 1., 4. usw. Haus; was im Chandra-Chart zu sehen ist wirkt sich mit voller Stärke auf das Rashi-Chart aus. Links der Transit, rechts Hesses Chandra-Chart bei Geburt:

Das Transit-Chart zeigt eine ausgesprochen kraftvolle Konstellation: 3 der Kendras (Eckhäuser) sind von den Phasenherrschern Shani (7.), Guru (1.) und Mangal (10.) besetzt, das 4. Kendra von Chandra (4.). Mangal aspektiert vom mächtigsten aller Häuser aus (10.) den Aszendenten mitsamt Guru und auch das 4. Haus mit Chandra darin.

Im Transit steht der starke Guru im eigenen Zeichen Fische für eine Entfaltung der Persönlichkeit, die keine Grenzen akzeptiert. Guru fördert Mangal als bester Freund und steht Shani, mit dem ihn ein wechselseitiger Aspekt verbindet, feindlich gegenüber. Mangal im Zeichen von Guru macht den Aufbruch zu neuen Möglichkeiten auf kämpferische Weise öffentlich. Shani wiederum setzt in Jungfrau, dem Zeichen der extremen Begrenzung, vom 7. Haus aus (Reaktion der Welt auf das Handeln des Geborenen) dem Guru ein Nein entgegen. Shani aspektiert auch das 4. Haus und Chandra und er ist immer noch der Mahadasha-Herrscher ...

Rein äußerlich ist ja nichts Schlimmes passiert, aber die Reaktionen seiner Umgebung (Shani) und Hermanns Gegenreaktionen (Guru, Mangal) lösen eine Kette von weiteren Ereignissen aus, die das Geschehen am 7. März zu einem Großereignis machen. Es markiert das Ende der Shani-Mahadasha - nach der Mangal Pratyandardasha folgt nur noch die von Rahu, dann ist am 17.08.1992 die langjährige Phase der Oberherrschaft von Shani zu Ende, die Hermann Hesses gesamte Kindheit geprägt hat.

Die Schulleitung sieht Hermann nun als Gefahr für Ordnung und Disziplin und als Gefahr für seine Mitschüler an. Das Lehrerkollegium gibt zu Protokoll: "Er ist zu erfüllt von überspannten Gedanken und übertriebenen Gefühlen, denen sich hinzugeben er nur zu geneigt ist". Sein Verbleiben an der Schule ist unerwünscht (HWS 73). Seinen Mitschülern wird von deren Eltern der Umgang mit ihm verboten und sie halten ihn für verrückt. Hermann leidet unter Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit. Einem Lehrer droht er mit Mord. Er muss schließlich die Schule verlassen.

Im "christlichen Kurzentrum" in Bad Boll sollen sich Hermanns überreizte Nerven beruhigen. Auch von dort flieht er (20.06.1892, Gu-Ra-Bu-Ma). Der Hauptgrund dafür ist wohl die unerwiderte Liebe (Shani ist weiterhin im Transit in Haus 7 im Chandra-Chart) zu einer jungen Frau (HWS 78 und 81).

Nächste Station ist die "Irrenanstalt" in Stetten. Nach 6 Wochen kehrt er ins Elternhaus in Calw zurück. Aber er macht soviel Ärger, dass er wenig später wieder nach Stetten geschickt wird. Hermann ist tief frustriert; in hilflosem Zorn droht er zu wiederholtem Mal mit Selbstmord.

Am Ende der Shani-Mahadasha gibt Hermann Hesse gewiss nicht das Bild eines "vielversprechenden jungen Mannes" ab, sondern eher das einer "gescheiterten Existenz". Schule und berufliche Ausbildung hat er mehrfach abgebrochen und nun sitzt er selbstmordgefährdet in der Irrenanstalt - beides lässt sich passenderweise Shanis Häusern 8 und 12 zuordnen. Shani hat in der Zeit seiner Oberherrschaft ganze Arbeit geleistet, seine Feinde Surya und Mangal kaltzustellen, die beide für die konkreten persönlichen Bestrebungen des Geborenen im Leben stehen. Aber die Zeit von Shanis Herrschaft neigt sich ihrem Ende zu.

Nur Chandra, der Dritte der wichtigsten persönlichen Faktoren im Horoskop, der die geistig-seelische Aktivität repräsentiert, hat die Shani Mahadasha einigermaßen unbeschadet überstanden. Trotz aller Probleme ist in Hermann Hesse die Gewissheit gewachsen, dass er Schriftsteller werden will. Aber ihm wird auch klar, dass daraus nichts werden kann, wenn er in der Nervenheilanstalt festgehalten wird. Er ist ja auch nicht wirklich geisteskrank.

Die Budha Mahadasha - der Weg zum Schriftsteller

31.08.1892 - 02.09.1909 - Alter von ca. 15 bis 32 Jahren

Budha im Geburtshoroskop: 0° Mithuna (DOMZ), in Haus 8 als Herr von Haus 8 und 11. Budha zu Mahadasha-Beginn: 6° Simha (Ntrl), in Haus 10.

Ein Wechsel der Mahadasha ist immer ein bedeutender Einschnitt im Leben, der oft mit einer Krise einhergeht: Die alten Prinzipien und Gewohnheiten zu handeln funktionieren nun nicht mehr richtig und die neuen sind noch nicht etabliert.

Der Wechsel von Shani zu Budha ist oftmals nicht so dramatisch, weil Budha ein natürlicher Freund von Shani ist und daher nicht alles negiert, was Shani zuvor etabliert hat. In Hesses Chart ist Budha aber - wenn man die temporäre Feindschaft mit einbezieht - insgesamt nur neutral gegenüber Shani. Shani hingegen ist insgesamt ein Feind von Budha und sein Einfluss ist auch in der Budha-Mahadasha noch deutlich spürbar, weil Budha im Haus von Shani (Haus 8) steht.

Das 8. Haus stellt eine Ausnahmesituation dar, denn hier geht es ums Überleben in einer Krise. Viele Prinzipien des normalen Lebens sind da außer Kraft gesetzt. Planeten im 8. Haus spiegeln das wider und zeigen oft ein zwanghaftes Verhalten an. Budha, der Graha der Sprache und Kommunikation, befindet sich in Haus 8 in einer solchen Ausnahmesituation. Hermann Hesses frühe Erkenntnis, dass er einmal Schriftsteller wird oder garnichts, beschreibt die Stellung von Budha in Haus 8 gut. Aber Budha ist nicht nur Bewohner, sondern auch Herr des 8. Hauses und hat daher den Auftrag, eine Lösung für die bedrohliche Situation zu finden, die seine Stellung im 8. Haus anzeigt.

Budha steht im Rashi stark im eigenen Zeichen Zwillinge, daher kommt er mit der Situation im schwierigen 8. Haus ganz gut zurecht. Die grundsätzlich muntere, mutwillige und witzige Natur von Budha in Zwillinge wird durch die Stellung in Haus 8 aber bedeutend ernsthafter und tiefgründiger. Es gilt, die belastenden Erlebnisse der Kindheit intellektuell und sprachlich zu verarbeiten, die von Shani in Haus 4 als Karaka von Haus 8 dem Budha präsentiert werden.

Das 8. Haus ist das Haus der Notwendigkeit, das Haus der Not, die abgewendet werden muss. Die Stellung von Budha und auch von Surya im 8. Haus gibt einen Hinweis darauf, dass Hermann Hesse einer jener Schriftsteller ist, die schreiben, weil sie schreiben müssen. Sein Schreiben hat etwas Zwanghaftes an sich - was ihm auch durchaus bewusst ist. Der Biograph Gunnar Decker vermerkt: "Ob ein Gedicht gut oder schlecht sei, so schreibt er [Hermann Hesse], das maße er sich nicht mehr an zu beurteilen. Wenn es dem, der es geschrieben hat, notwendig war, es zu schreiben, ist es dann nicht müßig, darüber Betrachtungen anzustellen?" (HWS 558)

Technisch gesehen ist Budha in diesem Chart ein Übeltäter-Planet, da er mit dem Übeltäter Surya zusammensteht. Auch einen weiteren Makel hat die Stellung von Budha: Er steht im 1. Grad des Zeichens Zwillinge, "in the Gap", quasi noch im Zwischenraum zwischen 2 Zeichen, d. h. er ist in seinem eigenen Tierkreiszeichen Zwillinge noch nicht richtig angekommen, was seine Position schwächt. Als Persönlichkeit ist Budha in den ersten 6 Graden eines ungeraden Zeichens ein Kind, im 1. Grad ein sehr kleines Kind. Bis zur Entfaltung seiner vollen Fähigkeiten ist es noch ein weiter Weg.

In der Navamsha steht Budha stark im Zeichen des besten Freundes Shukra, allerdings auch dort in Haus 8; Shukra selbst steht dabei in Haus 6, einem weiteren Problemhaus. Shani steht in der Navamsha ebenfalls in Haus 4. Das betont noch einmal die Notwendigkeit der intellektuellen und künstlerischen (letzteres durch Shukra) Verarbeitung der belastenden Erfahrungen der Kindheit. Günstig für dieses Vorhaben ist, dass in der Navamsha Budha Herr des 4. Hauses und damit Herr über Shani ist. Im Chandra-Chart steht Budha selbst in Haus 4.

Zu Beginn seiner Mahadasha befindet der Transit-Budha sich in Hermann Hesses 10. Haus im Rashi im Zeichen Löwe. Die berufliche Entwicklung wird also in dieser Phase eine wichtige Rolle spielen, zumal Budha als Karaka von Haus 10 grundsätzlich immer mit diesem Haus verbunden ist. Das Miteinbeziehen der Stellung eines Graha zu Beginn seiner Dasha ist ein Parashara-Prinzip: "Ein Planet, der zu Beginn der Dasha in einem günstigen Haus wie einem Trikona usw. steht, wird in dieser Dasha positive Ergebnisse hervorbringen. Ein Planet, der sich zu dieser Zeit im 6., 8. oder 12. Haus befindet, wird in seiner Dasha nur negative Wirkungen hervorbringen. Es ist daher äußerst wichtig, dass beides, die Stellung eines Planeten zur Zeit der Geburt und seine Stellung zur Zeit des Beginns der Dasha, mit einbezogen wird, um die Wirkungen einer Dasha richtig zu bewerten" (BPHS 48.8). An anderer Stelle wird deutlich, dass diese Hausstellung bei Dasha-Beginn auf das Geburts-Rashi zu beziehen ist. Die Stellung von Budha im 10. Haus ist günstig, die in Löwe in Kunjunktion mit Surya mittelmäßig.

Im Chandra-Chart aspektiert Budha das 10. Haus, was dessen Bedeutung in der Budha-Mahadasha noch einmal bestätigt.

Für Surya und Mangal, die im Rashi das 1. Haus konstituieren, ist die Budha-Mahadasha allerdings immer noch keine gute Zeit, denn Budha ist ein Feind von Surya und ein Todfeind von Mangal - sowohl im Rashi als auch in der Navamsha, den beiden besonders wichtigen Charts. Budha ist ebenso wie Shani ein Übeltäter für den Aszendenten Skorpion. Statt Unterdrückung, Fremdbestimmung und schwer erträglicher Disziplinierung (Shani-Mahadasha) werden nun nervöse Unruhe und Selbstzweifel eine größere Rolle spielen. Auf der geistig-seelischen Ebene sieht es auch hier wieder bedeutend besser aus, denn Budha ist in Rashi und Navamsha der beste Freund von Chandra.

Für den Zeitpunkt des Beginns einer Mahadasha kann man das Geburts-Chart so drehen, dass der Herr der Mahadasha im 1. Haus steht. Ein ähnliches Chart kann man für die Transit-Situation zu Beginn der Mahadasha erstellen; auch hier steht wieder der Herrscher der Mahadasha in Haus 1. Diese Charts geben zusätzliche Informationen über den Verlauf der Mahadasha und ermöglichen den Blick auf Feinheiten. Dabei ist auf Synergien mit dem Rashi-, Chandra- und Navamsha-Chart zu achten. Hier diese beiden Charts für die Budha-Mahadasha:

Wie schon im Geburts-Chart ist Budha übrigens auch im Transit-Chart nicht verbrannt, denn seine Distanz zur Sonne ist größer als 14°. Auf diese Charts können wir später zurückkommen, nachdem die grundlegenden Dinge geklärt sind.

Die Antardasha von Budha in der Mahadasha von Budha

31.08.1892 - 26.01.1895 - Alter ca. 15 bis 17

Budha im Geburtshoroskop: 0° Mithuna (DOMZ), in Haus 8 als Herr von Haus 8 und 11. Budha zu Antardasha-Beginn: 6° Simha (Ntrl), in Haus 10 (vom Aszendenten des Geburts-Rashi aus gerechnet).

Die erste Antardasha in einer Mahadasha ist immer die des Mahadasha-Planeten selbst. In dieser Phase nimmt der Herr der Mahadasha gleichsam auf dem Thron oder Chefsessel Platz und beginnt sich zu etablieren. Er findet erst einmal eine Situation vor, die von der Herrschaft seines Vorgängers geprägt ist, was in Hermann Hesses Chart noch dadurch betont wird, dass Budha sich im 8. Haus befindet, dessen Karaka sein Vorgänger Shani ist. In der Phase seiner eigenen Antardasha räumt der Mahadasha-Herr mit dem auf, was ihn an der von seinem Vorgänger geschaffenen Situation nicht gefällt und er stellt allgemeine Richtlinien auf, um seine eigene Herrschaft zu etablieren. Dies ist eine Zeit der Transformation und der Krise, letzteres insbesondere, wenn der Mahadasha-Herrscher im 8. Haus steht; auch dass Budha sich zu seinem Leidwesen zusammen mit dem schwachen Surya im 8. Haus befindet, trägt dazu bei.

Etwa einen Monat nach Beginn der Budha-Mahadasha, am 22. September 1892, schreibt Hermann Hesse den Eltern einen versöhnlichen Brief und macht den Vorschlag, ihn doch nach Basel in die Missionsschule von Pfarrer Pfisterer zu schicken. Die Eltern stimmen zu und er kommt Anfang Oktober in Basel an (HWS 94 f.). Eine Weile später wechselt er nach Canstatt, um dort das Gymnasium zu besuchen. Der Bedrohung, mit der Diagnose "primäre Verrücktheit" dauerhaft in der Nervenheilanstalt untergebracht zu werden, ist er erst einmal entkommen. Aber er ist weiterhin deprimiert und wütend, revoltiert gegen die strikte Religiosität der Eltern; er kauft sich mal wieder einen Revolver und droht mit Selbstmord (HWS 100 ff.). Am Gymnasium ist er rebellisch, aber den Abschluss wird er schließlich schaffen.

Mit den Eltern unterhält Hesse in dieser Zeit einen regen Briefwechsel, der vor allem aus Missionierungsbemühungen und Disziplinierungsversuchen seitens der Eltern (mitsamt der Drohung einer erneuten Unterbringung in einer Anstalt) und deren strikte Zurückweisung seitens Hermanns besteht. Der Briefwechsel mit dem Elternhaus und seine große Bedeutung in der Budha-Phase ist deutlich im Chandra-Chart zu sehen, in dem Budha im 4. Haus (Elternhaus) steht, als Herr des 4. (wiederum Elternhaus) und des 7. (Beziehungen). In den Budha-Phasen tritt in Bezug auf das 4. Haus das Chandra-Chart gegenüber dem Rashi-Chart mehr in den Vordergrund.

Der Biograph Gunnar Decker schreibt: "Nein, Hermann bedarf keiner Missionare mehr, die nebenbei zufällig seine Erzeuger sind. Er liest nun die Bücher, die ihn auf seinem eigenen Weg stark machen (Heine!), er sucht sich nun auch immer mehr Freunde, mit denen er über das Gelesene debattieren kann - frei von den Drohungen christlicher Moral" . Budha ist auch Herr des 11. Hauses, des Hauses der Freunde und Gleichgesinnten, und natürlich steht Budha, vor allem in seinem eigenen Zeichen Zwillinge, für Bücher und Literatur.

Nach Abschluss des Gymnasiums vermittelt der Vater ihm eine Lehrstelle als Buchhändler, die Hermann aber schon nach 3 Tagen scheitern lässt. Die Eltern versuchen daraufhin vergeblich, ihren Sohn, der an "moralischer Geisteskrankheit" zu leiden scheint, wie der Vater es formuliert, wieder in einer Anstalt unterzubringen (HWS 107). Stattdessen kehrt er wieder einmal nachhause zurück.

Die Eltern meinen, dass in Anbetracht von Hermanns nervlichem Zustand eine praktische Tätigkeit für ihn besser wäre als ein eventuelles Studium. Im Mai 1894 beginnt er in Calw ein Maschinenbauer-Praktikum, das ihm durchaus gut tut und auch gefällt (HWS 108 f.). Diese Arbeit passt zu Budhas Herrschaft über das 11. Haus, das mit dem Erdzeichen Jungfrau zusammenfällt. Das 11. Haus steht auch für das Einkommen durch einen Beruf (das 11. ist das 2. von 10 aus), also eher für einen "Brotberuf". Der Beruf als zentrale Lebensaufgabe im Sinne von "Berufung" wird im 10. Haus angezeigt. Budha ist mit dem 10. und dem 11. Haus verbunden, mit dem 11. als Herr und mit dem 10. als Karaka und durch seine Konjunktion mit Surya, dem Herrn des 10. Hauses. Nach der anstrengenden Berufstätigkeit liest er abends fleißig in der Bibliothek seines Großvaters in Calw - sein persönliches Literaturstudium.

Die Antardasha von Ketu in der Dasha von Budha

26.01.1895 - 23.01.1896 - Alter ca. 17 bis 18

Ketu steht im Geburtshoroskop von Budha aus im 3. Haus. Zusammenwirken von Budha und Ketu in Haus: 2 , 10. Ketu im Geburtshoroskop: 10° Simha, in Haus 10. Ketu zu Antardasha-Beginn: 0° Kanya in Haus 11.

Ketu und Budha sind prinzipiell keine Grahas, die sich besonders gut ergänzen, aber in Hermann Hesses Chart ist ihre wechselseitige Beziehung recht positiv, was eines der Kriterien für eine gute Phase ist.

"Alle Planeten, die wechselseitig natürliche und temporäre Freunde sind, bringen positive Ergebnisse in ihrer kombinierten Dasha und Antardasha. In der kombinierten Dasha und Antardasha von verfeindeten Planeten werden die Ergebnisse negativ sein." (BPHS 50.89)

Ketu, der Befreier, in Haus 10, dem Haus der großen weiten Welt: Hermann plant, nach Brasilien auszureisen, aber schließlich einigt er sich mit seinem Vater darauf, es noch einmal mit einer Lehre als Buchhändler zu versuchen (HWS 113). Im Oktober 1895 beginnt er diese Ausbildung in der Heckenhauerschen Buch- und Antiquariatsbuchhandlung in Tübingen. Immerhin hat diese Tätigkeit nun schon etwas mit Büchern zu tun und die räumliche Distanz zum Elternhaus gibt ihm mehr Freiheit, sein Leben nach seinen eigenen Vorstellungen zu gestalten - Ketu steht in Löwe, dem Zeichen der Souveränität und Selbstbestimmung; durch seine Stellung im 10. Haus tritt das Thema des Berufs und der zentralen Aufgabe im Leben noch mehr in den Vordergrund, das bereits von Budha als Karaka von 10 ins Spiel kommt. Budha und Ketu wirken im 10. Haus zusammen. Als Übeltäter-Planet steht Ketu günstig im verbessernden 10. Haus.

Gesundheitlich geht es Hesse in dieser Zeit nicht gut, aber das ist bei Surya, der schwach im 8. Haus in Budhas Zeichen Zwillinge steht, ohnehin ein Dauerthema. In der Universitätsstadt Tübingen fühlt er sich als Außenseiter; die Studenten, die als Kunden in der Buchhandlung ein- und ausgehen, blicken mit großer Selbstverständlichkeit auf den Buchhändler-Lehrling hinter dem Ladentisch herab; das ist nicht förderlich für das eigene Selbstbewusstsein. Aber er sieht sich selbst nicht als Buchhändler-Lehrling, sondern als zukünftigen Dichter - zu dieser Zeit noch eine Vorstellung, die durchaus zu der naheliegenden Interpretation von Ketu in Löwe in Haus 10 als "Größenwahn" passt. Aber trotz Augen- und Kopfschmerzen liest er außerordentlich viel, um sich eine Grundlage für die eigene Schriftstellerkarriere zu schaffen (HWS 119).

Die Antardasha von Shukra in der Dasha von Budha

23.01.1896 - 25.11.1898 - Alter ca. 18 bis 21.

Dasha-Herr Budha ist bester Freund von Antardasha-Herr Shukra und Antardasha-Herr Shukra ist bester Freund von Dasha-Herr Budha. Shukra steht im Geburtshoroskop von Budha aus im 2. Haus. Zusammenwirken von Budha und Shukra in keinem Haus. Shukra ist ein Rajayoga-Planet. Shukra im Geburtshoroskop: 4° Kataka (Enem-), in Haus 9 als Herr von Haus 7 und 12. Shukra zu Antardasha-Beginn: 29° Vrishika, in Haus 1.

Der beste Wohltäter-Planet Shukra, als Herr von 7 in 9 ein Rajayoga-Karaka, im 9. Haus, dem segensreichsten Haus im Horoskop - das scheint auf den ersten Blick eine großartige Planetenstellung zu sein. Tatsächlich aber ist Shukra in Hesses Chart in vieler Hinsicht ein problematischer Faktor. Von der Zeichenstellung her ist Shukra, im Zeichen ihres Todfeindes Chandra stehend, von Tamas-Rajas geprägt, der am ungünstigsten positionierte Planet im Horoskop. Zudem ist Shukra als Herr von 7 und 12 der todbringendste Übeltäter (Maraka) für den Aszendenten Skorpion. Im Bhava-Chart rückt Shukra ins 8. Haus. Unter den Chara-Karakas ist Shukra der Gnati-Karaka (GK), der für Schwierigkeiten und Hindernisse steht. Unter diesen Voraussetzungen bleibt das Versprechen des Rajayogakarakas Shukra, als Herr von 7 in 9 Glück und Erfüllung im Leben durch die Partnerschaft hervorzubringen, ein leeres Versprechen, was in Hermann Hesses Biographie auch mehr als deutlich wird. Das freudevolle Zusammensein mit anderen Menschen, das der starke Guru im 2. Haus als Karaka des 9. Hauses in Aussicht stellt und das Chandra als Herr des 9. Hauses unterstützt, wird von Shukra zunichte gemacht, die im 9. Haus ein ebenso großer Störfaktor ist, wie Mangal ihn im 4. Haus darstellt.

Im Februar 1897 schreibt Hermann Hesse: "Ich sehne mich nach Menschen, nach Leben und Fülle, nach einem Land und einer Gesellschaft, wo ich mich hingeben und verschwenden könnte." Der Biograph vermerkt dazu: "Und eben das findet er in Tübingen nicht. Hesse bleibt isoliert und hat für ein freundschaftliches Gespräch nur seine Bücher, auf die er sich mit ungeheurer Intensität stürzt" (HWS 121). Dies ist eine angemessene Beschreibung der Auswirkungen des Antardasha-Herrschers Shukra unter der Oberherrschaft des Mahadasha-Herrschers Budha.

Auch Hesses Bekenntnis zur mystischen Religiosität des "poetischen Pantheismus" fällt in Budha-Shukra (HWS 124). Der "Gott der Liebe", von dem Hesse in einem Gedicht aus dieser Zeit spricht, passt zur Stellung von Shukra (Venus) im 9. Haus. Die Eltern aber fühlen sich dem "Gott der Strenge" verpflichtet. Die eigenen Gedichte, die Hermann seiner Mutter schickt, um ihre Zuneigung und Liebe zu gewinnen, werden von ihr strikt als weltlich und daher sündhaft abgelehnt und später sogar als "Gift" bezeichnet. Hermann Hesse, der zu dieser Zeit bereits seine ersten Gedichte veröffentlicht ("Romantische Lieder") und dadurch an Selbstbewusstsein gewonnen hat, kontert diese Ablehnung mit einem polemischen Verriss der religiösen Lyrik. Die Distanz zum Elternhaus wird immer größer (HWS 131).

Auch eine Brief-Romanze mit Helene Voigt, eine der ersten Verehrerinnen seiner Dichtkunst, fällt in diese Zeit. Natürlich wird daraus keine konkrete Liebesbeziehung, aber sie heiratet im März 1898 den Verlagsbuchhändler Eugen Diederichs, als dessen Ehefrau sie Hesses Karriere als Dichter später ausgesprochen nützlich sein wird. Budha ist in vielerlei Hinsicht stärker als Shukra.

Die Antardasha von Surya in der Dasha von Budha

25.11.1898 - 02.10.1899 - Alter ca. 21 bis 22

Dasha-Herr Budha ist Feind von Antardasha-Herr Surya und Antardasha-Herr Surya ist neutral gegenüber Dasha-Herr Budha. Surya steht im Geburtshoroskop von Budha aus im 1. Haus. Zusammenwirken von Budha und Surya in Haus: 2, 8 und 10. Surya ist ein Rajayoga-Planet. Surya im Geburtshoroskop: 18° Mithuna (Enem), in Haus 8 als Herr von Haus 10. Surya zu Antardasha-Beginn: 10° Vrishika (Ntrl), in Haus 1.

Das 8. Haus ist u. a. auch das Haus der Langlebigkeit. Der starke Budha als Herr und Bewohner steht für ein langes Leben. Andererseits ist Budha auch der Planet, durch den Surya im Zeichen des Feindes und damit schwach steht. Beides zusammen weist auf ein langes Leben und viele Gesundheitsprobleme hin.

Um seine Gesundheit ist es in der Surya-Antardasha nicht gut bestellt. Die Arbeit an einem Roman namens "Schweinigl" muss er daher abbrechen.

Als Karaka und Herr bauen Budha und Surya zusammen das 10. Haus auf, das Haus des Berufs und der öffentlichen Wirkung. Sie erhalten zudem einen vollen Aspekt des starken Wohltäters Guru aus dem 2. Haus. Das 2. Haus ist u. a. das Haus der Sprache und Budha ist Signifikator für Sprache. Guru aspektiert voll das 10. Haus. Das Zusammenwirken von Surya, Budha und Guru manifestiert Hermann Hesses Erfolg als Schriftsteller, sowohl im Rashi- als auch im Chandra-Chart. Der von Guru und Surya gebildete Rajayoga im Rashi-Chart trägt mit dazu bei, wenngleich Surya auch Probleme mit sich bringt.

Im Jahr 1899 erscheint Hermann Hesses erstes Prosa-Werk mit dem Titel "Eine Stunde hinter Mitternacht" im Verlag von Eugen Diederichs. Diederichs nimmt das Werk nur zögernd und letztlich vor allem seiner Ehefrau zuliebe an, die Hesse als Dichter weiterhin bewundert (HWS 145 ff.); an einem geschäftlichen Erfolg zweifelt er und an der Persönlichkeit des Autors vermisst er "ein Ruhen in sich selbst" (Surya). Tatsächlich werden von den 600 gedruckten Exemplaren nur 54 verkauft - kein großer Erfolg also, aber immerhin ein Anfang. Und einige Rezensenten - unter ihnen Rainer Maria Rilke - finden, dass das Werk trotz einiger Mängel vielversprechend sei (HWS 148 f.); Hesse selbst nannte es später "unpersönlich und inhaltslos", noch später aber ordnete er es als gleichrangig mit "Hermann Lauscher" und "Peter Camenzind" ein.

Die Antardasha von Chandra in der Dasha von Budha

02.10.1899 - 28.02.1901 - Alter ca. 22 bis 23

Dasha-Herr Budha ist bester Freund von Antardasha-Herr Chandra und Antardasha-Herr Chandra ist neutral gegenüber Dasha-Herr Budha. Chandra steht im Geburtshoroskop von Budha aus im 10. Haus. Zusammenwirken von Budha und Chandra in Haus: 11. Chandra im Geburtshoroskop: 6° Mina (Frnd), in Haus 5 als Herr von Haus 9. Navamsha: Simha. Chandra zu Antardasha-Beginn in Simha (Frnd+), in Haus 10.

Hesse ist inzwischen nach Basel gezogen und arbeitet dort in einer Buchhandlung. Er hofft, dort mehr Freiraum für seine kreative Arbeit als Dichter zu finden. Auch die größere Distanz zum Elternhaus, die er immer konsequenter aufrechterhält, ist ein erwünschter Effekt (HWS 153 f.).

Chandra und Budha stehen stark und ihre Beziehung ist gut. Chandra verbindet auf erfreuliche Weise das Haus der Kreativität (5.) und der Philosophie und Spiritualität (9.), beides außerordentlich förderliche Häuser. Hermann Hesse erlebt eine recht gute Zeit. Er liest Schopenhauer und Nietzsche und veröffentlicht Rezensionen zu Werken über Mystik, Kunst und romantische Dichtkunst. An dem gesellschaftlichen Leben in Basel nimmt er - für seine Begriffe - recht rege Teil, fühlt sich aber dennoch als Außenseiter. Die Gesamtkonstellation des Charts mit all ihren problematischen Faktoren - insbesondere Mangal, Surya und Shukra, aber auch die Stellung von Budha im 8. Haus - lässt auch in der Antardasha eines günstig-gestellten Grahas wie Chandra keine ungetrübt-positive Stimmung entstehen.

Im November 1901 erscheint Hesses Buch "Hinterlassene Schriften und Gedichte von Hermann Lauscher", das in den Jahren 1896 bis 1899 geschrieben wurde. Der verstorbene Dichter Hermann Lauscher ist eine fiktive Person, hinter der Hesse sich selbst und seine eigene Autorenschaft verbirgt.

"Diese Aufzeichnungen ... geben ein ungeschminktes Bild von Hesses labiler seelischer Verfassung zu jener Zeit, sie sind Zeugnisse leidenschaftlicher Selbsterforschung, aber auch bereits fortschreitender künstlerischer Gestaltungskraft." heißt es dazu auf einer Internetseite über Hermann Hesse.

Die Antardasha von Mangal in der Dasha von Budha

28.02.1901 - 25.02.1902 - Alter ca. 23 bis 24

Dasha-Herr Budha ist Todfeind von Antardasha-Herr Mangal und Antardasha-Herr Mangal ist Feind von Dasha-Herr Budha. Mangal steht im Geburtshoroskop von Budha aus im 9. Haus. Zusammenwirken von Budha und Mangal in Haus: 10, 11. Mangal im Geburtshoroskop: 19° Kumbha (Enem), in Haus 4 als Herr von Haus 1 und 6. Navamsha: Mina (Frnd+). Mangal zu Antardasha-Beginn: 8° Simha (Ntrl), in Haus 10.

Nachdem er seinen Buchhändler-Job gekündigt hat bringt Hermann Hesse Ende März 1901 mühsam das Geld zusammen, um schließlich auf der Suche nach dem Zauber des Südens zu seiner ersten Italienreise aufzubrechen - Mangal und Budha wirken in den Häusern 10 (Reise, gegenüber von Haus 4, Heimat) und 11 (Einkommen, Brotberuf) zusammen. Die Großstädte wie Mailand stoßen ihn ab. An Venedig fasziniert ihn der Kontrast von Schönheit und Untergangsstimmung. Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit plagen ihn (schwacher Mangal als Herr von Haus 1, Mangal = Schmerz; 1. Haus = Kopf. Mangal als Störenfried in Wassermann in Haus 4 = Schlaflosigkeit); diese Leiden plagen ihn das ganze Leben lang. Dass auch die Surya-Stellung zu nervöser Unruhe und Schlaflosigkeit beiträgt hatten wir zuvor schon beschrieben. Ein Musterungsbefehl (Mangal) zwingt ihn im Mai zur Rückreise nach Basel.

Die Antardasha von Rahu in der Dasha von Budha

25.02.1902 - 17.09.1904 - Alter ca. 24 bis 27

Dasha-Herr Budha ist Feind von Antardasha-Herr Rahu und Antardasha-Herr Rahu ist Feind von Dasha-Herr Budha. Rahu steht im Geburtshoroskop von Budha aus im 9. Haus. Zusammenwirken von Budha und Rahu in Haus: 8, 10. Rahu im Geburtshoroskop: 10° Kumbha (DOMZ), in Haus 4. Navamsha: Makara. Rahu zu Antardasha-Beginn: 13° Tula, in Haus 12.

Am 24. April 1902, in Bu-Ra-Ra, stirbt Hermann Hesses Mutter im Alter von 59 Jahren. Der Tod der Mutter ist ein markantes Lebensereignis, das auch bei einer Geburtszeitkorrektur verwendet werden kann. Es sollte im Chart bzw. in den Charts des Geborenen sichtbar sein.

Offenbar sind es Budha und Rahu, die im Zusammenwirken ihrer Phasen den Tod der Mutter anzeigen.

Wenn man das Rashi-Chart so dreht, dass das 4. Haus (Mutter) zum Aszendenten wird, so erhält man das Chart der Mutter aus der Perpektive des Geborenen.

Rahu steht hier im Aszendenten, was die Person oder den Körper der Mutter anzeigt. Rahu ist zwar als Übeltäter im 1. Haus nicht willkommen, steht aber stark im eigenen Zeichen Wassermann und weist daher nicht auf den Tod hin. Zu Beginn seiner Antardasha steht Rahu in Waage, somit im 9. Haus; ebenfalls kein Hinweis auf den Tod.

Budha steht im 5. Haus und wirkt somit nicht als Maraka (todbringender Planet). Zu Beginn seiner Mahadasha stand Budha in Löwe und damit im 7. Haus, einem Maraka-Haus. Dies ist ein erster Hinweis darauf, dass Budha als Maraka für die Mutter wirken kann. Ein kleiner weiterer Hinweis ist, dass sich in diesem Chart Budha in Haus 5 mit Surya verbindet, der als Herr des 7. Hauses ein Maraka ist.

Es gibt im Jyotish ein Varga-Chart, das speziell die Eltern anzeigt: das Dvadashamsha- oder Zwölftel-Chart, auch als D-12 bezeichnet. Hier zeigt das 4. Haus die Mutter an und das 9. Haus den Vater. Links das Eltern Chart D-12, rechts das gedrehte Chart für die Mutter, mit Haus 4 als Lagna.

Bemerkenswert ist, dass die Phasenherrscher Budha und Rahu hier zusammenstehen. Im Chart der Mutter im 6. Haus befindlich weisen sie auf eine Krankheit der Mutter hin, aber nicht auf ihren Tod.

Ein anderes Bild ergibt sich für diese beiden Charts, wenn die Geburt von Hermann Hesse 3 Minuten früher stattgefunden hätte:

Budha und Rahu stehen nun im D-12-Chart der Mutter vereint in Maraka-Haus 7 und aspektieren den Aszendenten. Budha ist zugleich auch der Herr dieses Maraka-Hauses. Der Tod der Mutter in der gemeinsamen Phase von Budha und Rahu wird deutlich angezeigt.

Die von Hesses Mutter in ihrem Tagebuch angegebene Ortszeit von 18:30 Uhr - ergibt dann 18:55:04 MEZ - ist eine sehr "glatte" Zeit. Die Geburtszeit auf 3 Minuten früher zu korrigieren ist sicherlich kein kühnes Unterfangen. Wir werden später überprüfen müssen, ob diese erste Korrektur zu anderen Lebensereignissen passt.

Zum Begräbnis der Mutter reist Hermann Hesse nicht nach Calw. Das korrigierte D-12-Chart (links) zeigt auch recht gut die Beziehung zu seinen Eltern an. In den Varga-Charts zeigen das 1. Haus und sein Herr sowie die Stellung von Chandra immer die Haltung des Geborenen zu den Varga-Themen an; in D-12 sind das die Eltern. Natürlich zeigt dieses Chart mehr die Eltern an, wie sie sich dem Geborenen präsentieren und weniger, wie sie unabhängig von ihm als eigenständige Persönlichkeiten sind.

Rahu und Budha sind auf vielfältige Weise miteinander verbunden. Rahu steht im 4. Haus zusammen mit Shani, dem Karaka des 8. Hauses, das Budha bewohnt und Rahu aspektiert Budha voll. Obwohl sie durch ihre temporäre Stellung verfeindet sind, stehen sie zueinander in Trikonas, was ihrer Beziehung förderlich ist. Budha und Rahu verbinden das 4. und das 8. mit dem 10. Haus, in dem Budha (als Karaka) und Rahu (per Aspekt) zusammenwirken.

Anfang 1903 kommt der Kontakt Hesses mit dem S. Fischer Verlag zustande. Von der Verbindung mit diesem renommierten Verlag wird Hesse mehr als 30 Jahre lang profitieren (HWS 195).

Hermann Hesse arbeitet in dieser Zeit an seinem Buch "Peter Camenzind", das von Oktober bis Dezember 1903 in der Neuen deutschen Rundschau vorabgedruckt wurde und dann am 15. Februar 1904 im S. Fischer Verlag als Buch erscheint. Es markiert Hermann Hesses Durchbruch als erfolgreicher Schriftsteller. Bereits Ende Februar ist die Erstauflage vergriffen und es folgen rasch weitere Auflagen. Hier der Link zum Wikipedia-Artikel über dieses Werk.

Wie in vielen seiner Werke enthält "Peter Camenzind" viele autobiographische Elemente, vermischt mit Vorstellungen, wie der Autor hätte sein können. Peter Camenzind ist ein Einzelgänger, der trotzig seinen eigenen Weg sucht, ein Verlierer, ein Außenseiter, ein Träumer, der sich dem Mainstream der Moderne verweigert. Viele Leser des Buches können sich mit ihm identifizieren.

Aber Budha-Rahu ist für Hesse keineswegs nur eine gute Zeit. Gunnar Decker nennt 1902 eines der Krisenjahre. Der Tod der Mutter ruft Depressionen hervor und Hesse trinkt (zu)viel Wein. "Nur das Schreiben rettet ihn" vermerkt der Biograph (HWS 202). Rahu steht für Sucht und Genussgifte und im Verbund mit Shani im 4. Haus auch für Depressionen, Mahadasha-Herrscher Budha für das Schreiben.

Vom sich ankündigenden Erfolg seines Buches beflügelt kündigt er 1903 seine Stellung als Buchhändler und kehrt von Basel noch einmal ins Elternhaus nach Calw zurück. Dort schreibt er an "Unterm Rad"; ein Buch, in dem er seine belastenden Kindheitserlebnisse und die leidvollen Erfahrungen mit einem rigiden Schulsystem verarbeitet.

Mit der Fotografin Maria "Mia" Bernoulli begibt er sich 1903 auf seine zweite Italienreise, die recht enttäuschend verläuft.

Am 2. August 1904 in Bu-Ra-Ma heiratet Hesse Maria Bernoulli. Eine "Platzhalterin für die Mutter" nennt Hugo Ball, der Freund und erste Biograph von Hermann Hesse, dessen Ehefrau (HWS 222). Eine Hochzeit ist eines der bedeutenden Ereignisse, die für eine eventuelle Geburtszeitkorrektur in Frage kommen. Dazu hier noch einmal Hesses Chandra-, Rashi- und Navamsha-Chart:

Das 7. Haus steht hier als Haus der Ehe und Partnerschaft im Zentrum der Untersuchung.

Im Chandra-Chart ist Mahadasha-Herr Budha der Herr des 7. Hauses, was besonders bedeutsam ist, da Budha unter den Chara-Karakas der Dara-Karaka (DK) ist und so die Ehefrau verkörpert. Antardasha-Herr Rahu steht mit Pratyantar-Herr Mangal zusammen, der das 7. Haus aspektiert. Die Ehe ist hier also deutlich angezeigt.

Im Rashi-Chart steht Mangal zusammen mit Rahu im 4. Haus und aspektiert ebenfalls das 7. Haus. Budha scheint im 7. Haus nicht präsent zu sein, aber im Bhava-Chart, einer Variante des Rashi-Charts, rückt Budha von Haus 8 in Haus 7.

Im Navamsha-Chart, dem Spezial-Chart für Ehe und Partnerschaft, ist Budha Herr des 7. Hauses, das von Rahu und Mangal voll aspektiert wird.

Die Herrscher der 3 Hauptphasen zeigen das 7. Haus und damit die Heirat also mehr als deutlich an. Was eine Geburtszeitkorrektur anbetrifft, kann der Navamsha-Aszendent Fische als gesichert angesehen werden.

Die Antardasha von Guru in der Dasha von Budha

17.09.1904 - 22.12.1906 - Alter ca. 27 bis 29

Dasha-Herr Budha ist Todfeind von Antardasha-Herr Guru und Antardasha-Herr Guru ist Feind von Dasha-Herr Budha. Guru steht im Geburtshoroskop von Budha aus im 7. Haus. Zusammenwirken von Budha und Guru in Haus: 2, 8, 10, 11. Guru ist ein Rajayoga-Planet. Guru im Geburtshoroskop: 4° Dhanu (MULA), in Haus 2 als Herr von Haus 2 und 5. Navamsha: Vrishabha. Guru zu Antardasha-Beginn: 6° Mesha (Frnd+), in Haus 6.

Die Veröffentlichung von "Peter Camenzind" erfolgte noch in Budhas Rahu-Antardasha, der Erfolg des Buches und der Ruhm des Autors entfaltete sich nun in der Guru-Antardasha.

Budha und Guru sind Feinde, aber das ist natürlich nicht das alleinige Kriterium dafür, wie positiv oder negativ die Dinge sich in ihrer gemeinsamen Phase entwickeln. Beide sind in ihrem Zeichen ausgesprochen stark gestellte Grahas: Budha im eigenen Zeichen Zwillinge und der natürliche Wohltäter Guru in Schütze im eigenen und Mulatrikona-Zeichen. Beide sind somit in sehr hohem Grade von Sattva geprägt. Der wechselseitige volle Aspekt zweier so starker Planeten ist außerordentlich förderlich. Guru bildet zusammen mit Surya einen Raja-Yoga und Budha, obwohl selbst kein Rajayoga-Karaka, ist durch die Konjunktion mit Surya und den wechselseitigen Aspekt mit Guru in den Rajayoga eingebunden. Sie wirken im 10. und im 11. Haus zusammen, was sowohl Ruhm als auch finanziellen Erfolg mit sich bringt. Eine bemerkenswerte Synergie entsteht daraus, dass Guru im Chandra-, Rashi- und Navamsha-Chart mit dem 10. Haus verbunden ist. Für Budha als Karaka von 10 in allen Charts gilt das ohnehin.

Sowohl Guru als auch Budha sind thematisch mit Sprache und Literatur verbunden - Guru durch seine Stellung im 2. Haus, dem Haus der Sprache, und Budha ist bekanntlich selbst der Graha, der Sprache und ihre Ausdrucksformen verkörpert. Trotz der Grundspannung zwischen ihnen ist der literarische Erfolg Hermann Hesses in ihrer gemeinsamen Phase mehr als verständlich.

Anmerkung: Rein technisch gesehen kann man es so sehen, dass Guru als Herr und Bewohner des Maraka-Hauses 2 selbst ein Maraka, ein todbringender Graha, ist. Aber Guru ist zugleich Herr des segensreichen 5. Hauses und wird von Parashara daher insgesamt als Wohltäter für den Aszendenten Skorpion eingeordnet (BPHS 34.35). Seine Wohltäter-Natur wird im vorliegenden Chart durch seine hervorragende Mulatrikona-Stellung bekräftigt. Trotz seiner Maraka-Natur wird Guru daher jedenfalls zumindest keinen frühzeitigen Tod bringen.

Guru stärkt mit dem wechselseitigen Aspekt und dem gemeinsamen Rajayoga auch den schwachen Surya. Hesses Zweifel, ob er als selbstständiger Schriftsteller wird leben können, sind nach dem Erfolg von "Peter Camenzind" erst einmal hinfällig.

Hesse bezieht ein Haus und lebt dort mit Mia in sehr einfachen und recht beschwerlichen Verhältnissen (HWS 224).

Am 9. Dezember 1905 in Bu-Gu-Sk-Ra (Geburtszeitkorrektur berücksichtigt) wird sein erster Sohn Bruno geboren (HWS 225). Guru ist nicht nur grundsätzlich der Bhava-Karaka des 5. Hauses (Kinder), sondern in Hesses Chart auch unter den Chara-Karakas der Putra-Karaka, der Karaka für Söhne und Enkel. Im Rashi-Chart und im Sapthamsha-Chart (D-7), dem Spezialchart für Kinder und Enkelkinder, ist Guru zudem der Herr des 5. Hauses:

Der Antardasha-Herr Guru ist somit ein starker Indikator für Kinder. In D-7 steht er mit Pratyantardasha-Herr Shukra zusammen und im Rashi aspektiert er den Mahadasha-Herrn Budha, der ansonsten keine direkte Verbindung zum 5. Haus hat. Mangal, der Zeichenherr von Rahu, herrscht über Haus 6, welches im Rashi als das 5. Haus von Guru aus gerechnet ein zweites 5. Haus ist (s. BPHS 7.43).

Der erfolgreiche Schriftsteller hat sich eine bürgerliche Existenz geschaffen. Aber der Biograph Gunnar Decker stellt fest: "Irgendetwas stimmt nicht mit seinem neuen Leben. Ein Arzt kann sich mit seiner Praxis niederlassen, aber ein Schriftsteller? Und gerade er, der sich soeben erst aus der Umklammerung seiner Pietisten-Familie befreit hat und allergisch auf jede Form von erzwungener Gemeinschaft reagiert? Was wird aus dem einsamen Wanderer, dem unsteten Vogel, der er auch ist? Hesse leidet bereits nach wenigen Wochen stark unter seinem neuen Leben, von dem er nun weiß, dass es ein falsches ist" (HWS 226). Den Zwängen des Familienlebens entzieht er sich oft durch Reisen und Besuch von Freunden.

Die Antardasha von Shani in der Dasha von Budha

22.12.1906 - 02.09.1909 - Alter ca. 29 bis 32

Dasha-Herr Budha ist neutral gegenüber Antardasha-Herr Shani und Antardasha-Herr Shani ist Feind von Dasha-Herr Budha. Shani steht im Geburtshoroskop von Budha aus im 9. Haus. Zusammenwirken von Budha und Shani in Haus: 8, 10. Shani im Geburtshoroskop: 28° Kumbha (DOMZ), in Haus 4 als Herr von Haus 3 und 4. Navamsha: Mithuna (Ntrl). Shani zu Antardasha-Beginn: 17° Kumbha (DOMZ), in Haus 4.

Und dann, als Hesse gerade Strategien entwickelt hat, sich den Zwängen des Familienlebens und der Sesshaftigkeit zu entziehen, geschieht 1907 etwas, das die Biographen als kennzeichnend für Hesses innere Widersprüchlichkeit ansehen: er beschließt, in Gaienhofen am Bodensee ein Haus zu bauen (HAK 76). Hat Hesse etwa im Buch des chinesischen Erleuchteten Laotse den Satz gelesen, dass man etwas, das man klein machen will, zuerst ganz groß machen muss?

Shani ist zurück, diesmal als Antardasha-Herrscher. Auch im Transit ist er zurück, wieder in seinem eigenen Zeichen Wassermann. Shani ist der Atmakaraka und wenn er als Bewohner und Herr des 4. Hauses ein Haus bauen will, dann setzt er das auch durch, ob es dem Mahadasha-Herrscher Budha gefällt oder nicht. Und diesmal soll es ein richtiges Haus sein, nicht wie das bisher bewohnte eine Bruchbude ohne Strom und fließendes Wasser, sondern eine Festung der Sesshaftigkeit.

Aber dem Mahadasha-Herrscher Budha gefällt dieses Projekt durchaus, denn im Chandra-Chart ist Budha der Herr und Bewohner des 4. Hauses und im Navamsha-Chart der Herr von 4. In diesem Fall gehen die Interessen von Budha und Shani also in die gleiche Richtung, wenn auch mit unterschiedlicher Motivation.

Bevor das Haus im Oktober bezugsfertig ist, erlebt Hesse wiederum eine tiefe Krise und entzieht sich durch eine Kur, die ihm helfen soll, seine Depression und seinen übermäßigen Genuss von Wein und Zigaretten in den Griff zu bekommen und seine angeschlagene Gesundheit wiederherzustellen (HWS 228 und 256). Später schreibt er, dass der Versuch der Sesshaftigkeit als Familienvater ihm nicht gemäß war: "Ich bin ein Nomade, ein Jäger, ein Unsesshafter und Einzelgänger" (HWS 229). Diese Selbsteinschätzung stimmt mit der Stellung der persönlichen Faktoren Mangal und Surya überein, die bereits hinlänglich beschrieben wurde. Auch die Antardasha von Shani ist wieder eine ausgeprägte Phase der Fremdbestimmung, auch wenn Shani hier nicht mehr, wie in seiner Mahadasha, der absolute Herrscher über alles Geschehen ist.

In dieser Zeit schreibt Hesse an seinem Roman "Gertrud", an dem er, wie er es ausdrückt, "lang und schwer arbeitet" (HWS 264) - zwei typische Shani-Qualitäten. Obwohl das Buch sich gut verkauft, sehen weder Hesse selbst noch die Rezensenten es als wirklich gelungen an.

Am Ende der Shani Mahadasha im Irrenhaus, am Ende der Budha Mahadasha ein erfolgreicher Schriftsteller mit Frau, Kind und eigenem Haus - eine bemerkenswerte Entwicklung.

Dennoch stehen die ersten 32 Jahre im Leben von Hermann Hesse in den Mahadashas von Shani und Budha unter der Oberherrschaft von zwei Grahas, die Feinde des Aszendenten Skorpion im Rashi- und Feinde des Aszendenten Fische im Chandra- und im Navamsha-Chart sind, letztlich also 32 Jahre, in der die Persönlichkeit des Geborenen sich nur unter dem Druck der Fremdherrschaft entfalten bzw. eben nicht richtig entfalten kann. Ein starker Guru und ein starker Chandra, der unter der Herrschaft von Guru steht, bewirken, dass er spürt und letztlich weiß, dass das so ist.

Die Ketu Mahadasha - Befreiungsversuche

02.09.1909 - 02.09.1916 - Alter von ca. 32 bis 39 Jahren

An anderer Stelle hatte ich erwähnt, dass es zwei Gruppen von Planeten gibt. Die Planeten innerhalb einer Gruppe arbeiten prinzipiell gut zusammen, die aus unterschiedlichen Gruppen nicht. Die zwei Gruppen sind die Herren der Feuer- und Wasserzeichen einerseits und die der Erd- und Luftzeichen andererseits. Die Planeten sind prinzipiell auch Wohltäter für die Aszendenten, die ihrer Gruppe von Zeichen angehören und Übeltäter für die Aszendenten der anderen Gruppe. Dies ist eine etwas vereinfachte aber richtige Einteilung der Grahas.

Shani und Budha, die als Mahadasha-Herrscher das bisherige Leben von Hermann Hesse bestimmten, sind beide Herren von Erd- und Luftzeichen - Shani von Steinbock und Wassermann, Budha von Jungfrau und Zwillinge. Für Hesses Aszendent Skorpion im Rashi- und für die Fische-Aszendenten im Chandra- und Navamsha-Chart sind sie Übeltäter, denn diese Aszendenten sind Wasserzeichen.

Maharishi Parashara zufolge sind Ketus eigene Zeichen Skorpion und Fische, zwei Wasserzeichen. Er ist erhöht im Wasserzeichen Skorpion und sein Mulatrikona-Zeichen ist das Feuerzeichen Schütze. Im Rashi- und Chandra-Chart steht Ketu im Feuerzeichen Löwe und in der Navamsha im Wasserzeichen Krebs. In der Abfolge der Mahadasha-Herrscher ist Ketu somit nach 32 Jahren der erste Graha, der in diesen 3 Charts den Aszendenten, den Aszendentenherrscher und auch Chandra - die 3 wichtigsten persönlichen Faktoren im Horoskop - wirklich unterstützt. Die Ketu-Mahadasha sollte von daher eine Zeit sein, in welcher der Geborene seine eigene Natur verwirklichen kann und nicht mehr unter Fremdherrschaft steht.

Im 10. Haus, einem der verbessernden Häuser, ist der natürliche Übeltäter-Planet Ketu gut platziert und ist in diesem Kendra (Eckhaus) sehr einflussreich. Was die öffentliche Wirkung und den Ruf in der Gesellschaft anbetrifft, bringt der körperlose Planet Ketu oft seltsame und schwer-einzuordnende Wirkungen hervor. Im Zeichen Löwe steht er im Zeichen seines besten Freundes Surya, dem Herrn eines Feuerzeichens. Ketu, der Karaka (Signifikator) für Befreiung und Erleuchtung im mächtigen 10. Haus im herrscherlichen Zeichen Löwe könnte in seiner Phase der Oberherrschaft in der Tat einen Durchbruch für die Selbstverwirklichung des Geborenen auf sehr hohem Niveau mit sich bringen. Auch die Stellung von Ketu in der Navamsha im segensreichen 5. Haus in Krebs im Zeichen des besten Freundes Chandra unterstreicht das; das Gleiche gilt auch für Ketus erhöhte Stellung zu Beginn seiner Mahadasha in Skorpion im 1. Haus des Rashi-Charts.

Im Chandra-Chart befindet Ketu sich zwar im 6. Haus in einem Problemhaus, das aber auch ein verbesserndes Haus ist. Und er steht vom Zeichen her stark, sodass er hier eher für die Lösung von Problemen als für die Probleme selbst steht. Und Ketu aspektiert vom 6. Haus aus das 10. Haus, was dessen Bedeutung in der Ketu Mahadasha noch einmal hervorhebt.

Wirklich problematisch an Ketus Stellung im Rashi und im Chandra-Chart ist allerdings, dass er in Löwe unter der Herrschaft eines schwachen Surya steht. Dies wiegt umso schwerer, da Ketu als körperloser Graha in seiner Dasha primär die Auswirkungen des Herrn des Zeichens hervorbringt, in dem er sich befindet, variiert durch die Natur und Stellung von Ketu selbst.

Die Antardasha von Ketu in der Mahadasha von Ketu

02.09.1909 - 26.01.1910 - Alter ca. 32

Ketu im Geburtshoroskop: 10° Simha (Frnd+), in Haus 10. Navamsha: Kataka. Ketu zu Antardasha-Beginn: 19° Vrishika (DOMZ), in Haus 1.

Zu Beginn seiner Mahadasha steht Ketu stark im eigenen Zeichen Skorpion und einflussreich in einem Kendra, im 1. Haus, im Rashi-Chart. Als Übeltäter in Haus 1 ruft Ketu sicherlich Irritationen hervor, fördert aber auch die beginnende Selbstverwirklichung und die erfolgreiche Transformation einer Persönlichkeit, die sich in den vorherigen Mahadashas nie richtig entfalten konnte.

Die Antardasha von Chandra in der Dasha von Ketu

05.08.1911 - 03.03.1912 - Alter ca. 34

Chandra steht im Geburtshoroskop von Ketu aus im 8. Haus. Zusammenwirken von Ketu und Chandra in Haus: 4. Chandra im Geburtshoroskop: 6° Mina (Frnd), in Haus 5 als Herr von Haus 9. Navamsha: Simha. Chandra zu Antardasha-Beginn: 3° Vrishabha (ERHO), in Haus 7.

Im September 1911 tritt Hermann Hesse seine "Reise nach Indien" an, die in Wahrheit eine Reise nach Ceylon, Sumatra und Singapur war, damals "Hinterindien" genannt. Diese Reise, die er später in seinem "Aus Indien" betitelten Reisebericht aufarbeitet, ist in erster Linie eine Flucht aus der häuslichen Enge und aus Europa, das ihm mit seiner Geschmacklosigkeit, seinem Lärm, seiner Unruhe und plumpen Genusssucht zuwider ist (HWS 269 f.). Die Reise wird eine Enttäuschung. Außerdem geht es ihm gesundheitlich schlecht: Das Klima bekommt ihm nicht, Schlaf findet er kaum und nur mit Hilfe eines Schlafmittels. Die fortgesetzte Zerstörung der Kultur durch die imperiale Kolonialpolitik der europäischen Großmächte tritt ihm in den besuchten Ländern überall entgegen und deprimiert ihn (HWS 272). Desillusioniert bricht er seine Reise frühzeitig ab und kehrt nach Europa zurück.

Ketu und Chandra zeigen beide diese Reise an. Ketu steht im 10. Haus, das dem 4. Haus, dem Haus der Heimat, gegenübersteht und verkörpert auch den Befreiungsimpuls, der zu der Reise motiviert. Chandra, Bewohner und Herr eines Wasserzeichens, wird im Chandra-Chart von Guru beherrscht, der dort im 10. Haus steht; im Shodashamsha-Chart, dem Spezialchart für Reisen (D-16, "Gutes und Schlechtes durch Fahrzeuge") ist Chandra Herr des 10. Hauses:

Faktoren für den Misserfolg der Reise sind u. a.: Im Rashi die Stellung von Ketu und Chandra in Haus 6 und 8 zueinander, die ihre temporäre Feindschaft unterstreicht. Chandra steht im D-16 im 6. Haus, dem Haus der Schwierigkeiten. Vor allem aber lässt im Rashi die Herrschaft des schwachen Surya im Haus der Katastrophe über Ketu den Befreiungsversuch misslingen.

1912 verarbeitet Hesse nochmals die Erlebnisse seiner Reise in der Erzählung "Robert Aghion". Die Titelfigur geht als Missionar nach Indien und wird dort mit der hässlichen kolonialen Realität der "Heidenmission" konfrontiert. Der Biograph Gunnar Decker schreibt: "Heiden? Steht die uralte Kultur der Heiden nicht vielleicht sogar höher als die derjenigen, die zu ihrer Bekehrung hierher kamen?". Die "Indienreise", so frustrierend sie auch verlief, führt doch bei Hermann Hesse zu bedeutsamen Einsichten. "Asien wird zur Wegscheide seines Lebens. Hier vollzieht sich für Hesse das, was man mit Nietzsche eine Umwertung aller Werte nennen kann" konstatiert Decker (HWS 275).

Mit Hesses eigenen Worten: "Der ganze Osten atmet Religion, wie der Westen Vernunft und Technik atmet. Primitiv und jedem Zufall preisgegeben scheint das Seelenleben des Abendländers ... Dass Religion oder deren Ersatz das ist, was uns zutiefst fehlt, das ist mir nie so unerbittlich klargeworden wie unter den Völkern Asiens". Die seelische Verarmung als zentrales Problem des Westens ist Hesse durch seine Reise noch sehr viel deutlicher bewusst geworden.

Dass eine eigentlich enttäuschende Reise so tiefe Einsichten vermittelt, ist in erster Linie dem Einfluss von Guru im Rashi-Chart zuzuschreiben. Guru ist Herr des Antardasha-Graha Chandra. Er aspektiert Ketu. Er aspektiert auch Surya, mit dem er einen Rajayoga bildet und gleicht dadurch in gewissem Grade Suryas ungünstige Stellung aus, die Ketu schwächt. Im Chandra-Chart ist der Einfluss Gurus, der dort im 10. Haus steht, ähnlich förderlich. So verwandelt Guru die Erlebnisse einer desillusionierenden Reise in Erkenntnis - und das, obwohl Hermann Hesse dem vedischen Indien im Äußeren garnicht begegnet ist.

Einwand: Aber Guru ist doch von den Dashas her garnicht aktiviert. Antwort: Guru ist im Geburtschart (Rashi) mit Ketu per Aspekt und mit Chandra per Herrschaft dauerhaft verlinkt. In den Phasen von Ketu und Chandra wird die Verlinkung automatisch mit aktiviert. Grundsätzlich gilt: In seiner Phase wird nie der Graha als isolierter Faktor aktiv, sondern immer mitsamt seinen Verlinkungen. Die Verlinkung mit einem bestimmten anderen Graha wird natürlich verstärkt aktiv, wenn dieser Graha auch noch in einer Unterphase aktiviert ist.

Die Antardasha von Mangal in der Dasha von Ketu

03.03.1912 - 01.08.1912 - Alter ca. 34 bis 35

Mangal steht im Geburtshoroskop von Ketu aus im 7. Haus. Zusammenwirken von Ketu und Mangal in Haus: 4, 6, 10. Mangal im Geburtshoroskop: 19° Kumbha (Enem), in Haus 4 als Herr von Haus 1 und 6 Navamsha: Mina. Mangal zu Antardasha-Beginn: 20° Vrishabha (Enem), in Haus 7.

Nach der Rückkehr von der Reise im November 2011 ist Hesse erneut mit den bisherigen Problemen konfrontiert. In der Antardasha von Mangal, dem Störfaktor in Haus 4, fasst Hesse endgültig den Entschluss, Haus, Garten und Grundstücksbesitz in Gaienhofen aufzugeben. "Ich hatte Gaienhofen erschöpft, es war dort kein Leben mehr für mich" schreibt er (HAK 277). Auch seine schon länger anhaltende Ehekrise verschärft sich in dieser Zeit - Mangal aspektiert im Rashi von Haus 4 aus das 7. Haus, in dem er sich auch zu Beginn seiner Antardasha im Zeichen des Feindes befindet. Der Konflikt zwischen Mangal und Shani in Haus 4, der sich vor allem in der inneren Revolte des Geborenen (Mangal in 4) gegen jede Form von Bindung, Zähmung oder Einschränkung äußert, wirkt sich stark auf die Partnerschaften (Aspekt von Mangal auf Haus 7) aus, was durch die Feindschaft zwischen Mangal und Shukra, dem Herrn und Karaka des 7. Hauses, noch an Konfliktpotential hinzugewinnt.

Ketu gilt im Jyotish als "höhere Oktave" von Mangal (Rahu als die von Shani). Beide, Ketu und Mangal, wirken in ihrer gemeinsamen Phase auf die Befreiung aus einer Situation hin, die weitgehend nur noch lähmt und einschränkt.

Die Antardasha von Rahu in der Dasha von Ketu

01.08.1912 - 20.08.1913 - Alter ca. 35 bis 36

Zusammenwirken von Ketu und Rahu in Haus: 4, 10. Rahu im Geburtshoroskop: 10° Kumbha (DOMZ), in Haus 4. Navamsha: Makara. Rahu zu Antardasha-Beginn: 21° Mina, in Haus 5.

Im September 1912 zieht Hesse mit seiner Frau und seinen (mittlerweile) drei Söhnen nach Basel um. Sie beziehen dort das Haus von Welti, eines mit Hesse befreundeten Malers, der gerade unerwartet verstorben war. Hesse und seine Frau nehmen dort trotz der Schönheit des neuen Anwesens eine Stimmung von Tod und Gespenstern wahr (HAK 209) - thematisch passt das zur gemeinsamen Herrschaft der beiden körperlosen Grahas Rahu und Ketu. Etwas stimmt nicht mit diesem Neuanfang. Rahu und Ketu verkörpern - besonders in Hermann Hesses Rashi, die polaren Gegensätze von Bindung und Befreiung. Sie stehen sich stets gegenüber (außer in manchen Varga-Charts), nehmen also gegenseitig ein Todeshaus (7) zueinander ein und sind verfeindet. In Ketu-Rahu ist Ketu der Oberherrscher und Rahu muss seine Befehle ausführen. Das Bindungsprinzip muss so tätig werden, dass das Befreiungsprinzip sich durchsetzt.

Der Biograph Ralph Freedman formuliert es so: "Das Welti-Haus war nicht nur die letzte Station von Hesses sich langsam auflösender Ehe, sondern auch die Kulisse für viele Veränderungen oder Neuanknüpfungen bereits bestehender Beziehungen, aus denen sich allmählich eine ganz andere Art zu leben herausdestillierte. Es war die Schlussphase eines Abschieds vom bis dahin noch bürgerlichen Leben und wurde Mittelpunkt und Schauplatz von Hesses letztem konventionellem Roman: Rosshalde (alte Schreibweise: Roßhalde, HAK 212). In diesem Roman thematisiert Hesse auch diesmal zentrale Probleme seiner eigenen Lebenskrise: das Scheitern der Ehe und die Frage, ob ein Künstler überhaupt bürgerlich-sesshaft und ehefähig sein kann, die Schattenseiten des Ruhms und des Erfolgs und die unerfüllte Sehnsucht nach einem befreienden Neuanfang.

Mia zieht sich immer mehr in sich selbst zurück. Hesse verlässt das Haus so oft er kann oder vergräbt sich in seinem Arbeitszimmer. Ihm wird klar, dass die Ehe ein Fehler war. Auch die Arbeit an Rosshalde hilft ihm nicht, seine depressive Stimmung zu überwinden.

Die Antardasha von Guru in der Dasha von Ketu

20.08.1913 - 27.07.1914 - Alter ca. 36 bis 37

Guru steht im Geburtshoroskop von Ketu aus im 5. Haus. Zusammenwirken von Ketu und Guru in Haus: 2, 6, 10. Guru ist ein Rajayoga-Planet. Guru im Geburtshoroskop: 4° Dhanu (MULA), in Haus 2 als Herr von Haus 2 und 5. Navamsha: Vrishabha (Stier). Guru zu Antardasha-Beginn: 15° Dhanu (DOMZ), in Haus 2.

Hesses jüngster Sohn Martin erkrankt schwer. Mia muss sich unablässig um ihn kümmern und wird depressiv. Hesse entzieht sich der belastenden Situation durch eine Reise nach Italien (HWS 285), was wiederum zum Zusammenwirken von Ketu und Guru in Haus 10 passt.

Die Antardasha von Shani in der Dasha von Ketu

27.07.1914 - 05.09.1915 - Alter ca. 37 bis 38

Shani steht im Geburtshoroskop von Ketu aus im 7. Haus. Zusammenwirken von Ketu und Shani in Haus: 4, 6, 10. Shani im Geburtshoroskop: 28° Kumbha (DOMZ), in Haus 4 als Herr von Haus 3 und 4. Navamsha: Mithuna. Shani zu Antardasha-Beginn: 4° Mithuna in Haus 8.

In diese Phase fällt der Beginn des 1. Weltkriegs am 28. Juli 1914. Als deutscher Patriot will Hesse seinem Heimatland als Soldat dienen und meldet sich am 29. August freiwillig im deutschen Konsulat in Bern. Hermann Hesse, der Intellektuelle, der auf jede Form von Gleichmacherei und jeden Zwang mit Rebellion reagiert (der zentrale Shani-Mangal-Konflikt), soll nun, als Soldat in eine Uniform gesteckt, gehorsam Befehle ausführen? - das wäre eine äußerst brisante Situation geworden. Aber er wird wegen seiner hochgradigen Kurzsichtigkeit zurückgestellt und bietet wenig später in der deutschen Botschaft in Bern seinen Dienst in der Kriegsgefangenenfürsorge an (HWS 289). Dem Vaterland selbstlos zu dienen ist in der Antardasha von Shani, der im Rashi im 4. Haus (Heim, Heimat, Vaterland bzw. Mutterland) im Zeichen Wassermann steht, auf jeden Fall ein Thema.

Obwohl Hesse zu dieser Zeit durchaus Patriot ist, wird er 1914 kein Mitunterzeichner des "Manifests der 93", in dem sich namhafte deutsche Intellektuelle, u. a. auch Gerhart Hauptmann, Max Planck und Wilhelm Röntgen, zur untrennbaren Einheit von Militarismus und Kultur bekennen. Stattdessen beschwört er in seinem Artikel "O Freunde, nicht diese Töne", der im November 1914 in der "Neuen Zürcher Zeitung" veröffentlicht wird, die kulturelle Einheit aller Europäer - auch derer, die gerade gegeneinander Krieg führen (HWS 290 ff.).

Einerseits erklärt er den Kampf der deutschen Soldaten auf dem Schlachtfeld als ehrenvoll und wünscht ihnen einen raschen Sieg, sieht aber dennoch einen künftigen Frieden, der die Einheit der europäischen Nationen wiederherstellt, als wichtiges Ziel an, an dem es festzuhalten gilt. Diesen Widerspruch kann Hesse schon in sich selbst nur mit Mühe aushalten, aber in Deutschland ist die Stimmung von Kriegseuphorie mitsamt dem obligatorischen Hass auf den Feind geprägt. Hermann Hesse wird aufgrund seines Artikels in der deutschen Presse als "Vaterlandsverräter", "Drückeberger" und "vaterlandsloser Gesell" beschimpft. Auch in Briefen schlägt ihm offener Hass entgegen.

Andererseits verfasst Hermann Hesse 1915 die positive Rezension eines Buches von Max Scheler, in der Hesse den Krieg als positive und belebende Kraft anerkennt - vor allem den Krieg gegen England, das ihm als Urheber eines "entseelten Kapitalismus" zuwider ist. Wenig später distanziert Hesse sich allerdings von seiner Rezension (HWS 294 f.)

Der Konflikt zwischen Antardasha-Herrscher Shani im 4. Haus (innerer Friede) und Mahadasha-Herr Ketu, der "höheren Oktave von Mangal", im 10. Haus im feurigen Kshatriya-Zeichen Löwe, wird hier deutlich sichtbar und schließt die Lebensbereiche aller Häuser mit ein, in denen Ketu und Shani zusammenwirken: Haus 4 (Vaterland, eigenes Innere, Frieden), Haus 6 (Probleme, Konflikte, Krieg) und Haus 10 (Ruf in der Öffentlichkeit, Publikation, Krieg).

Am 15. Dezember 1914 schreibt Hermann Hesse in einem Brief an seine Familie in Calw: "Was die intellektuelle Stellungnahme zum Krieg überhaupt betrifft, da steht das Beste, was ich kenne, in der alten Bhagavad Gita. Ihr Inhalt ist die Lehre, die Gott Krishna einem Fürsten erteilt, der nicht in den Krieg ziehen mag, weil er ihn grausam und unnütz findet. Nun macht ihm Krishna klar, dass er seine Pflicht tun muss, die ihm seinem Stande nach zukommt und dabei kommt das famose ... Wort vor, dass jeder seine Pflicht zu tun habe, nicht irgend eine fremde, und dass es besser sei, in der Pflichterfüllung zu sterben als sich um seine Pflicht zu drücken." (HWS 296).

Die Antardasha von Budha in der Dasha von Ketu

05.09.1915 - 02.09.1916 - Alter ca. 38 bis 39

Budha steht im Geburtshoroskop von Ketu aus im 11. Haus. Zusammenwirken von Ketu und Budha in Haus: 2, 10. Budha im Geburtshoroskop: 0° Mithuna (DOMZ), in Haus 8 als Herr von Haus 8 und 11. Navamsha: Tula. Budha zu Antardasha-Beginn: 7° Kanya (DOMZ), in Haus 11.

Die Vorwürfe, ein "vaterlandsloser Gesell" zu sein treffen Hesse schwer. Hat er sich nicht sofort als Kriegsfreiwilliger gemeldet? Nun, da er nur der Reserve zugewiesen wurde, will er wenigstens etwas tun, um den in Frankreich gefangenen und verwundeten deutschen Soldaten zu helfen. Es ist kaum verwunderlich, dass er diese Hilfe in Form von Büchern für die Gefangenenbibliotheken leisten will. Er organisiert Sammlungen, um solche Bibliotheken aufzubauen. Dass seine Auswahl der Bücher keineswegs auf patriotische und kriegsverherrlichende Werke fällt, wird in Deutschland wiederum als Verrat angesehen. Sein Einsatz für die Kriegsgefangenenfürsorge nimmt ihn so in Anspruch, dass seine literarische Tätigkeit zum Erliegen kommt. Ketu im 10. Haus bringt die Ergebnisse von Surya in Haus 8, dem Haus der Überforderung. Das Verhältnis von Surya und Budha zueinander ist nicht positiv.

Am 8. März 1916, in Ke-Bu-Ma, stirbt Hermann Hesses Vater. Der Vater als Person wird im Jyotish vom 9. Haus repräsentiert. Hier die beiden jeweils auf das 9. Haus als Aszendenten gedrehten Charts Rashi und Dvadashamsha (D-12, Eltern):

Im Rashi steht Mahadasha-Herr Ketu in Haus 2, einem Maraka-Haus (Todeshaus). Antardasha-Herr Budha befindet sich in Haus 12, einem Dushthana (Problemhaus), welches das Ende des Lebens verkörpert; zu Antardasha-Beginn hält Budha sich in Löwe auf und steht damit in diesem Chart im 2. Haus. Pratyantardasha-Herr Mangal steht in Haus 8, einem weiteren Dushthana, zusammen mit Shani, dem Herrn von 7, einem Maraka-Haus.

In D-12 befindet sich Ketu in Haus 8, Budha in Haus 2 und Mangal ist Herr von Haus 7. Ketu und Budha aspektieren sich gegenseitig, Mangal aspektiert Ketu, was ihr Zusammenwirken verstärkt. Dadurch wird auch unsere Geburtszeitkorrektur von -3 Minuten bestätigt, die wir bei der Untersuchung des Todes der Mutter vorgenommen hatten und die den D-12-Lagna um 1 Zeichen zurückverschoben hatte.

Der Tod des Vaters in der gemeinsamen Phase von Ketu, Budha und Mangal wird somit deutlich angezeigt.

Im Mai 1916 in Ke-Bu-Gu, beginnt er mit einer Reihe von psychoanalytischen Sitzungen, um seinen Depressionen, seiner Schlaflosigkeit, seinen Angstanfällen, der Lähmung seiner schriftstellerischen Kreativität und seinen offensichtlich psychosomatisch bedingten gesundheitlichen Problemen auf den Grund zu gehen (HWS 304 ff.). Der Analyse-Planet im Horoskop ist selbstverständlich Antardasha-Herr Budha.

Die Shukra Mahadasha - eine kreative Krise des "Autors der Krise"

02.09.1916 - 02.09.1936 - Alter von ca. 39 bis 59 Jahren

Die Stellung von Shukra im Rashi-Chart ist sehr widersprüchlich. Diese Widersprüchlichkeit wird in Hermann Hesses Leben und in seinen Werken in der Zeit von Shukras Herrschaft deutlich sichtbar.

Auf der positiven Seite verspricht Shukra, in Jyotish der stärkste natürliche Wohltäter, als Rajayoga-Planet (Herr von Kendra 7 in Trikona 9) der Welt (7) Sinngebung und Erlösung (9) durch die Macht der künstlerischen (Shukra) Phantasie (im Chandra-Zeichen Krebs) und Kreativität (Chandra als Herr von 9 in 5). Andererseits ist Shukra in Hermann Hesses Rashi-Chart, im Zeichen ihres Todfeindes Chandra stehend, von Tamas-Rajas geprägt, der am ungünstigsten gestellte aller Grahas. Shukra ist zudem als Herr des 7. und des 12. Hauses für den Aszendenten Skorpion der ausgeprägteste Maraka, der todbringendste Planet, d. h. sie bringt in ihrer Mahadasha Erfahrungen hervor, die an negativer Intensität der des Todes gleichen. Shukra ist ein ähnlicher Fremdkörper im 9. Haus wie Mangal es im 4. Haus ist. Krebs ist zudem grundsätzlich eines der feindseligen Zeichen für Shukra (BPHS 50.29).

Auch die Stellung von Shukra zu Mahadasha-Beginn im 8. Haus, das als 12. vom 9. Haus aus gerechnet das 9. Haus verneint, ist nicht förderlich. Wie bereits erwähnt ist Shukra unter den Chara-Karakas der Gnati-Karaka, der "Ärgermacher". Als "positiven Faktor" kann man ansehen, dass Guru und Chandra, die einvernehmlich als Karaka und Herr eine sehr gute Grundstruktur im 9. Haus aufbauen, als Feinde von Shukra den Schaden so klein wie möglich halten wollen, den Shukra im 9. Haus anrichtet.

Für eine Gesamtbewertung von Shukras Auswirkungen im 9. Haus sollte man das Vimshamsha-Chart (D-20, "Spiritualität") hinzuziehen:

Hier steht Shukra stark im Zeichen des besten Freundes Budha im 1. Haus. Shukra ist als Herr des segensreichen Trikonahauses 5 im 1. Haus, einem Kendra, ein Rajayoga-Planet. Shukra steht zudem recht harmonisch mit dem Rajayoga-Karaka Shani zusammen, der Herr des 9. Hauses ist. Einzig der Aspekt des Todfeindes Chandra und die Herrschaft über das 12. Haus sind hier problematisch. Aus der insgesamt ausgesprochen günstigen Stellung von Shukra im Vimshamsha-Chart muss man den Schluss ziehen, dass Shukras Einfluss auf das 9. Haus einiges positiver ist, als man dies aus der Sicht des Rashi-Charts allein einschätzen würde. Das, was Shukra Positives im 9. Haus bewirkt, ist allerdings nicht im Einklang damit, wie Guru und Chandra das 9. Haus gestalten wollen, denn Shukras Feindschaft mit Guru und Chandra bleibt im D-20 bestehen.

Mit der Shukra-Mahadasha setzt sich die, von der Ketu-Phase nur relativ kurz unterbrochene, Fremdherrschaft von Grahas fort, welche die Entfaltung der Qualitäten des Aszendenten Skorpion und des Aszendentenherrn Mangal unterdrücken. Aber im Gegensatz zu Shani und Budha, die im eigenen Zeichen stehen, wird Shukra von Chandra regiert, der die Persönlichkeit des Geborenen repräsentiert. Diese Shukra unwillkommene Abhängigkeit hat zur Folge, dass sie nicht so konsequent ihre eigenen Ziele verfolgen kann, wie das bei Shani und Budha der Fall war. In einem wichtigen Punkt unterscheidet sich die Shukra-Mahadasha von allen vorherigen Mahadasha-Planeten: Shani und Budha sind von Sattva, Ketu ist von Sattva-Rajas geprägt, Shukra aber von Tamas-Rajas - das ist ein krasser Absturz, was die Qualität anbetrifft.

Im Chandra-Chart befindet sich Shukra im 5. Haus. Sie verkörpert dort eine dunklere, unbewusstere, destruktivere Form von Kreativität. Auch Lieblosigkeit gegenüber den Kindern wird hier angezeigt, da Shukra hier de facto als Übeltäter das 5. Haus schädigt.

Im Navamsha-Chart steht Shukra schwach im Zeichen ihres Todfeindes Surya und als Herr der ungünstigen Häuser 3 und 8 im 6. Haus, dem Haus der Probleme und Widrigkeiten, mit ihrem Todfeind Chandra zusammen. Einzig die Natur des 6. Hauses als verbesserndes Haus fällt hier positiv ins Gewicht.

Die Antardasha von Shukra in der Dasha von Shukra

02.09.1916 - 31.12.1919 - Alter ca. 39 bis 42

Shukra im Geburtshoroskop: 4° Kataka (Enem-), in Haus 9, als Herr von Haus 7 und 12. Navamsha: Simha. Shukra ist ein Rajayoga-Planet. Shukra zu Antardasha-Beginn: 1° Kataka (Ntrl) in Haus 9.

In der Antardasha von Shukra, der ersten Antardasha innerhalb ihrer eigenen Mahadasha, stellt Shukra die Weichen für ihre 20-jährige Oberherrschaft und thematisiert ihre Absichten gleichsam in einem Manifest.

1919 veröffentlicht Hesse unter dem Pseudonym Emil Sinclair seinen Entwicklungsroman "Demian. Die Geschichte einer Jugend". Der Erzählung stellt er als Motto voran: "Ich wollte ja nichts anderes als das zu leben versuchen, was von selbst aus mir heraus wollte. Warum war das so sehr schwer?" (HWS 320) .

Das Hauptthema dieses Werkes ist die persönliche Entwicklung eines Menschen im Konflikt zwischen der hellen, geborgenen, anständigen Welt, die durch die Eltern vermittelt wird und dämonischen, triebhaften, zerstörerischen Tendenzen, die ihn faszinieren und mit denen er sich zunächst mehr und mehr identifiziert. Der Shani-Mangal-Gegensatz und die Rolle, die Shukra in Hesses Rashi-Chart spielt, werden hier sehr direkt thematisiert. Demian zeigt auf, dass Menschsein bzw. Menschwerden bedeutet, sich mutig und wahrhaftig diesem Konflikt zu stellen, ihn auszuhalten und vielleicht zumindest einen Weg zu finden, mit diesen Gegensätzen zu leben (HWS 321 ff.).

Vor diese Aufgabe sieht sich Hesse im Jahr 1917 gestellt. 1919, nach dem Ende des 1. Weltkriegs, fordert er in einer 30 seitigen, anonym erscheinenden Schrift "Zarathustras Wiederkehr. Ein Wort an die deutsche Jugend" auch andere dazu auf, sich mutig dieser schwierigen Aufgabe zu stellen und von innen heraus ihr eigenes Leben zu leben, statt sich in äußerem Aktionismus zu verlieren.

Dem Biographen Gunnar Decker zufolge vertritt Hesse einen "gnostischen Dualismus". Die Möglichkeit einer Synthese oder vollständigen Versöhnung der widerstreitenden Gegensätze von Geist und Körper, der lichtvoll-vernünftigen und der dunkel-destruktiven Kräfte im Menschen, sieht er nicht. "Beides kann sich nicht miteinander versöhnen, es kann sich aus der Konfrontation heraus bestenfalls in eine Art Parallelismus retten, der in Hesses Werk dann regelmäßig den Charakter von (gegensätzlich bestimmten) Doppelgängern annimmt" - so Decker (HWS330).

Zu der Vorstellung, dass Dunkelheit nur ein Mangel an Licht ist und dass die hellen Kräfte die dunklen Seiten mit Licht füllen und so gleichsam erlösen können, gelangt Hesse zu dieser Zeit nicht, obwohl er sich für eine solche Idee durchaus interessiert. U. a. besucht er einen Vortrag von Rudolf Steiner, dessen Anthroposophie den Anspruch erhebt, die lichten und die dunklen Kräfte in einem ganzheitlichen Konzept des Lebens zu integrieren. Aber Hesse sieht in der Anthroposophie letztlich diesen Anspruch zwar propagiert, aber nicht verwirklicht (HWS 326 ff.).

Als Mittel, um zumindest die dunklen Seiten im Inneren bewusst zu machen und anzuerkennen, damit sie unbewusst nicht noch größeren Schaden anrichten können, sieht Hesse nur in zweiter Linie die Psychoanalyse, aber an erster Stelle das Leben als Künstler, als Dichter, als Träumer, der die Magie des inneren Erlebens mitsamt all seinen Konflikten lebt und ihr Ausdruck verleiht. Diese Magie, die lebendige Quelle der Kreativität, darf nicht durch eine übermäßige Analyse intellektualisiert und abgetötet werden (HWS 324 ff.). Die Gestalt des Künstlers wird von Shukra repräsentiert, ebenso auch das Thema Erotik, das in "Demian" eine wichtige Rolle spielt.

Auch durch die Begegnung mit seinem ersten Psychoanalytiker Bernhard Lang beschäftigt sich Hesse intensiv mit Esoterik, Theosophie, Anthroposophie, Traumdeutung, Mystik und Mythen, auch mit Astrologie. Aus der Sicht von Jyotish ist das Ausdruck von Mond im Guru-Zeichen Fische im 5. Haus als Herr des Mahadashaherrschers Shukra und natürlich Shukra selbst im 9. Haus. Aber er wird nie Anhänger eines Lehrsystems, sondern besteht immer darauf, seinen eigenen Weg zu gehen (Skorpion/Mangal als Hesses Grundnatur; Eigensinn als Programm). Die Stellung von Shukra im Merkurzeichen Zwillinge im Vimshamsha-Chart (D-20, s. o.) in Konjunktion mit dem strengen Shani trägt dazu bei, dass Hesse sich nicht in esoterischen Schwärmereien verliert (HWS 313 ff.).

Schließlich findet Hesse heraus, was ihn an all diesen Lehren so anzieht: "Bald hatte ich das Geheimnis dieser Anziehung entdeckt. Alle diese Geheimlehren nämlich ... wiesen auf eine gemeinsame Herkunft, auf die indische" (HWS 327).

Die Veränderungen, die der Wechsel in die Shukra Mahadasha mit sich brachte, werden in einem Brief Hesses aus dem Herbst 1919 sichtbar: "Mir ist es so gegangen, dass ich ... als Dichter eine schöne und harmonische, aber im Grunde verlogene Welt aufbaute, indem ich alles Dunkle und Wilde in mir verschwieg und im Stillen erlitt, das 'Gute' aber, den Sinn fürs Heilige, die Ehrfurcht, das Reine betonte und allein darstellte" (HWS 341). Damit soll nun Schluss sein, denn "je weniger wir uns vor unserer eigenen Phantasie scheuen, die im Wachen und Traum uns zu Verbrechern und Tieren macht, desto kleiner ist die Gefahr, dass wir in der Tat und Wirklichkeit an diesem Bösen zugrunde gehen" (HWS 342).

Statt des Schönen und Harmonischen das Dunkle, Wilde und Triebhafte "aus dem Keller holen" und in den Vordergrund stellen - das soll das Programm in der Mahadasha eines Planeten sein, der für Liebe, Harmonie und Schönheit steht?

Hier bewahrheitet sich einmal mehr die Aussage von Maharishi Parashara in Kapitel 48 der BPHS, dass ein natürlicher Wohltäter-Planet (wie Shukra), der ungünstig in seinem Zeichen (z. B. im Zeichen des Todfeindes) steht und Herr von ungünstigen Häusern (z. B. Maraka-Haus 7 und Dushthana-Haus 12) ist, negative Effekte hervorbringen wird. Ein Planet, der in der Praxis negative Auswirkungen zeitigt, ist kein Wohltäter-, sondern ein Übeltäter-Planet. Insofern kann man sagen, dass sogar die Stellung von Shukra im segensreichen 9. Haus ungünstig ist, denn ein Übeltäter-Planet in den Trikona-Häusern richtet in ihnen großen Schaden an. Im Bhava-Chart rückt Shukra ins 8. Haus. Hier Hesses Bhava-Chart:

Grundsätzlich ist ein Graha im Zeichen des Falls oder eines Todfeindes seiner eigenen Natur so entfremdet, dass er zum Zerrbild und zum Gegenteil seiner selbst wird - Shukra somit zum Graha des Hasses, der Disharmonie und des Hässlichen statt zum Graha der Liebe, Harmonie und Schönheit. Insgesamt steht Shukra so schwach, dass ihre Absicht, als Herr des 7. Hauses im 9. Haus in der Realität erfreuliche Partnerschaften zu manifestieren, eben eine bloße Absicht bleibt, eine Phantasie, ein Traum, nur in der Vorstellung existierend.

Jeder Planet im Zeichen Krebs, der inneren Heimat des Mondes, wirkt auf der feinsten Ebene, im Innersten des Bewusstseins. Ein Übeltäter-Planet bewirkt hier eine tiefgreifende emotionale Störung. Dass es wichtig ist, eine solche Störung ans Licht zu bringen, damit sie nicht im Verborgenen noch größeres Unheil anrichtet, ist natürlich die Philosophe der Psychoanalyse, mit der Hesse bereits begonnen hat, es ist aber auch das Thema seiner Shukra Mahadasha. Die emotionale Störung wird von Shukra verkörpert, sie ans Licht zu bringen von Chandra und Guru, die Herr und Karaka des 9. Hauses sind, in dem Shukra sich als ausgesprochener Fremdkörper befindet. Das "Dunkle und Wilde", das hier zum Vorschein kommt, sieht Hesse in dieser Zeit seiner Krise allerdings nicht nur als eine persönliche emotionale Störung an, sondern als etwas, das in der Natur jedes Menschen liegt - insbesondere im Kaliyuga keine ganz unrealistische Sicht der Dinge.

Dass Shukra im Unbewussten wirkt, findet im Jyotish seinen Ausdruck darin, dass sie sich als Planet im Zeichen des Todfeindes im Zustand (Avastha) des Schlafes (svapna) befindet (BPHS 45.5). Shukras Avastha, der sich auf das Alter bezieht, ist "tot". Ein weiterer Avastha von Shukra im Zeichen des Todfeindes ist Khala (bösartig, grausam). Shukra ist weiblich und steht im 9. Haus, dem Haus der Lebensfreude, im Zeichen des Todfeindes. Als Person kann man sich Shukra somit als eine unglückliche, bösartige uralte Frau vorstellen, die nur noch vor sich hin dämmert - interessanterweise scheint Hesse sich bereits im Alter von etwas über 40 als alternden Mann anzusehen, dem nicht mehr viel Zeit bleibt (HWS 382).

Chandra ist im Zustand des Träumens und Guru, der über Chandra herrscht, im Wachzustand. Diese beiden, insbesondere Guru, heben im 9. Haus das unbewusste Wirken von Shukra, sehr gegen deren Willen, ins Licht des Bewusstseins - Guru = Wissen, Chandra = Bewusstsein. Über den gegenseitigen vollen Aspekt von Guru und Budha, zwei starken, wachen und souveränen Planeten, wird dieser Prozess dann kreativ in Literatur (Budha) verwandelt - bei jemandem, der schon früh "Dichter oder garnichts" werden wollte, wenig verwunderlich.

Hesses Ankündigung, von nun an dem Dunklen, Wilden und Bösen in seinem literarischen Schaffen offen Ausdruck zu verleihen und gleichsam "die Leiche im Keller" zum Thema zu machen, ist nicht einfach nur die Ankündigung eines literarischen Programms, sondern Ausdruck dessen, dass erstmals ein Graha, der mehr als alle anderen diese dunkle Seite des Lebens (Tamas-Rajas) verkörpert, die Oberherrschaft in seinem Leben angetreten hat.

In Deutschland wird Hesse in dieser Zeit immer unbeliebter - "Liebesentzug, der Hesse von allen Seiten entgegenweht" nennt Decker das (HWS 347). Teilweise ist es auch offener Hass. Hesse scheint das selbst zu fördern: Den Kriegspatriotismus lehnt er ab und ebenso die Friedensbewegung, die er starr, blutleer und leblos findet. In einer Zeit, in der die Gegensätze unversöhnlich aufeinanderprallen, erscheint seine eigene Haltung, die er selbst als ausgewogen ansieht, zu subtil, um wertgeschätzt zu werden. Hesse sitzt zwischen allen Stühlen (HWS 345 ff.). Der Dicher Hans Magnus Enzensberger schrieb später einmal in seinem Gedicht "Zweifel":

"wer sind meine feinde?
die schwarzen nennen mich weiß,
die weißen nennen mich schwarz.
das höre ich gern. es könnte bedeuten:
ich bin auf dem richtigen weg.
(gibt es einen richtigen weg?)"

Mit dem Verkauf von Hesses Büchern geht es in Deutschland immer mehr bergab. Viele Buchhändler streichen Hesses Werke aus ihrem Sortiment.

Auch Hermann Hesses sich weiter verschärfende Ehekrise passt zur Dasha der Venus als Herr des 7. Hauses, die in ihrer problematischen Stellung eher eine "Anti-Venus" ist. Ende Oktober 1918 erleidet Hesses Ehefrau Mia einen Nervenzusammenbruch, verfällt in eine schwere Psychose und wird in eine "Irrenanstalt" eingewiesen, wo sich ihr Zustand allmählich bessert (HAK 259 ff.).

Zudem wird Hesses finanzielle Situation immer prekärer - Shukra ist auch Herr des 12. Hauses.

Im April 1919 verlässt Hesse Bern mitsamt Familie und reist nach Süden ins Tessin. Am 11. Mai (in Sk-Sk-Bu) bezieht er seine neue Wohnung in Montagnola. Er will sich nur noch der Schriftstellerei widmen: "Der Abschied von Bern fiel mir im übrigen nicht mehr schwer. Es war mir klar geworden, dass es moralisch nur noch eine Existenzmöglichkeit für mich gab: meine literarische Arbeit allem anderen voranzustellen, nur noch in ihr zu leben und weder den Zusammenbruch der Familie noch die schwere Geldsorge, noch irgendeine andre Rücksicht mehr ernst zu nehmen. Gelang es nicht, so war ich verloren" (HWS 354, HAK 264).

Von Bertold Brecht stammt das Zitat: "Den Schriftsteller interessiert vor allem das Schriftstellern. Auch gegen den Weltuntergang hätte er nichts einzuwenden, wenn er nur sicher wäre, dass sein Buch darüber noch herauskommen kann." - Das Zitat steht auf Seite 166 von Wolf Schneiders bemerkenswertem Buch "Die Sieger", in dem er untersucht, was die ganz Berühmten berühmt macht. In der Bereitschaft, sich selbst und alle in der eigenen Umgebung kompromisslos der zentralen Lebensaufgabe unterzuordnen bzw. zu opfern, sieht er ein zentrales Merkmal der Erfolgreichen und Berühmten. Genau das ist es, wozu Hesse sich entschließt.

Pratyantardasha-Herr Budha, der die schriftstellerische Tätigkeit verkörpert, ist der einzige Graha, mit dem Mahadasha- und Antardasha-Herr Shukra im Rashi- und im Navamsha-Chart in wechselseitiger bester Freundschaft verbunden ist und der daher von Oberherr Shukra nach Kräften gefördert wird. Freunde auf gleichem Niveau sind die Rajas-Tamas-Shukra und der Sattva-Budha jedoch keineswegs.

Trotz zunehmender Vereinsamung und anderen persönlichen Problemen entlädt sich im Frühling und Sommer 1919 seine dichterische Kreativität in einem wahren Schaffensrausch, der die beiden Novellen "Klein und Wagner" und "Klingsors letzter Sommer" hervorbringt (HAK 272) - astrologisch in Verbindung mit der Stellung von Shukra im Chandra-Chart im 5. Haus (Kreativität) als Herr des 3. Hauses (Antrieb, Aktivität) zu sehen.

Für die Verknüpfung von Liebe und Sinneswahrnehmungen (für beides steht Shukra) mit Bedrohung und Tod, die in Hesses Werken und in seinem Bewusstsein in dieser Zeit eine große Rolle spielt (HAK 276), steht u. a. Shukras Herrschaft über das 8. Haus im Chandra-Chart, aber auch Shukras Maraka-Natur (für Aszendent Skorpion) und ihre gleichzeitige Herrschaft über die Häuser 7 und 12 im Rashi-Chart. Mitte September 1919 unternimmt Hesse einen Selbstmordversuch mit Opium. "Das Jahrzehnt der Krisis und des Steppenwolfs hat für ihn begonnen" vermerkt der Biograph Gunnar Decker (HWS 394).

Auch eine Reihe von "Liebschaften" scheint Hesse in dieser Zeit der neugewonnenen Freiheit eingegangen zu sein - und er lernt in Montagnola seine künftige zweite Ehefrau, die damals 20-jährige Gesangsschülerin Ruth Wenger kennen (HAK 273).

"Ich stehe, auch als Dichter, vor lauter Revolutionen, vom alten Hesse ist wenig mehr übrig" schreibt Hesse 1919 in einem Brief (HAK 279). Die Veränderungen, die der markante Wechsel in die Shukra-Mahadasha mit sich bringt, sind bereits in der ersten Antardasha deutlich zu spüren.

Eine weitere Veränderung, welche die Shukra-Mahadasha mit sich bringt, ist die Wendung nach Innen, die Hesse nun endgültig vollzieht - interessanterweise auch über die sinnlich-wahrnehmbare Kunst der Malerei (HAK 280 f.). Die innere Welt ist das, was wichtig ist; vor der äußeren Wirklichkeit, so sagt er, habe er gar keine Achtung, er sieht sie als den "Abfall des Lebens" an (HAK 281). Die vorherigen Mahadasha-Herrscher Shani und Budha stehen in Tierkreiszeichen, die dem Luftelement zugeordnet sind. Ketu, der wesentlich seinem Zeichenherrn Surya untergeordnet ist, der sich ebenfalls in einem Luftzeichen befindet, steht in einem Feuerzeichen. Shukra aber steht in Krebs in einem Wasserzeichen, welches die innersten Bewegungen des Bewusstseins verkörpert und wird von Chandra beherrscht, der sich ebenfalls in einem Wasserzeichen befindet. Das Wasserelement steht für Bewusstsein, Emotionen und Vorgänge im eigenen Inneren.

Die Antardasha von Surya in der Dasha von Shukra

31.12.1919 - 31.12.1920 - Alter ca. 42 bis 43

Dasha-Herr Shukra ist neutral gegenüber Antardasha-Herr Surya und Antardasha-Herr Surya ist neutral gegenüber Dasha-Herr Shukra. Surya steht im Geburtshoroskop von Shukra aus im 12. Haus. Direktes Zusammenwirken von Shukra und Surya in keinem Haus. Shukra ist ein Rajayoga-Planet. Surya ist ein Rajayoga-Planet. Surya im Geburtshoroskop: 18° Mithuna (Enem), in Haus 8 als Herr von Haus 10. Navamsha: Mina (Frnd+). Surya zu Antardasha-Beginn: 15° Dhanu (Ntrl), in Haus 2.

In der Surya-Antardasha beginnt Hermann Hesse an "Siddharta" zu arbeiten. Siddharta ist jemand, der nach der Wahrheit sucht und schließlich feststellt, dass ihm dies nicht gelingen kann, wenn er gehorsam irgendeinem Lehrer oder irgendeiner Lehre folgt. Die Wahrheit muss man - jenseits aller Lehren, aller Dogmen und aller Gruppenzugehörigkeit - selbst, in sich selbst und für sich selbst finden - Surya = Ich, Selbst; Shukra = Suche. Erkenntnis kann nicht einfach gelernt, sie muss gelebt werden. Dieses Zurückgeworfenwerden auf sich selbst führt zunächst einmal zu einer tiefen Krise.

Auch in diesem Werk verleiht Hesse wieder dem Ausdruck, was ihn selbst zu dieser Zeit bewegt. In der gemeinsamen Phase von zwei schwach gestellten Planeten, die zudem nicht gut harmonieren - Surya im Zeichen des Feindes im 8. Haus steht für das verzweifelte Streben nach Souveränität, Shukra im Zeichen des Todfeindes im 9. Haus für die Suche nach Wahrheit - vermag Hesse nur die Problemstellung zu formulieren, aber er findet inmitten seiner eigenen Verlorenheit und Depression die Lösung nicht und muss die Arbeit an "Siddharta" erst einmal abbrechen (HWS 396).

Die Antardasha von Chandra in der Dasha von Shukra

31.12.1920 - 02.09.1922 - Alter ca. 43 bis 45

Chandra im Geburtshoroskop: 6° Mina (Frnd), in Haus 5 als Herr von Haus 9. Navamsha: Simha (Frnd+). Dasha-Herr Shukra ist Feind von Antardasha-Herr Chandra und Antardasha-Herr Chandra ist Todfeind von Dasha-Herr Shukra. Chandra steht im Geburtshoroskop von Shukra aus im 9. Haus. Zusammenwirken von Shukra und Chandra in Haus: 9. Shukra ist ein Rajayoga-Planet.

Anfang Juli 1922 hat Hermann Hesse "Siddharta" schließlich fertiggestellt. Hesse schreibt: "Wo war der Kundige, der das Daheimsein im Atman aus dem Schlaf herüberzauberte in Wachsein, in das Leben, in Schritt und Tritt, in Wort und Tat? ... Ihn musste er finden, den Urquell im eigenen Ich, ihn musste man zu eigen haben! Alles andere war Suchen, war Umweg, war Verirrung" (HWS 399).

Die sehr schwache, im Avastha Schlaf befindliche Shukra im 9. Haus verkörpert eine sehr unbewusste, fast hoffnungslose Suche nach spiritueller Erkenntnis. Shukra bringt sehr viel Dunkelheit in das 9. Haus. Chandra, der Herr des 9. Hauses und damit Herr über Shukra, verkörpert Bewusstsein und steht sehr viel günstiger im segensreichen 5. Haus, dem Haus des höheren Wissens, das organisierende Kraft hat, im Zeichen des Freundes Guru, des Signifikators für Wissen. Chandra, der Herr des 9. Hauses, vermag, im Verein mit Karaka Guru, Licht (Bewusstsein) in das 9. Haus zu bringen und ist förderlich für die Suche nach Erkenntnis. Die Feindschaft zwischen Mahadasha-Herr Shukra und Antardasha-Herr Chandra bedeutet allerdings, dass der Weg zur Erkenntnis schwer, konfliktreich und schmerzlich ist.

Bemerkenswert ist, dass nun der von Hesse schon seit langer Zeit propagierte Eigensinn endgültig eine ganz neue Richtung genommen hat und zur Pilgerreise nach Innen, dem Weg zum Selbst wurde - es geht nicht mehr um Ahamkara, das Ego, sondern um den Atman, das Selbst. Astrologisch hat das damit zu tun, dass das 9. Haus zum Zentrum des Geschehens geworden ist, dessen Bewohner Shukra, dessen Karaka Guru und dessen Herr Chandra ist.

Nach einer Phase, in der Siddharta sich den Sinnesfreuden (Shukra) hingibt, werden seine eigentlichen Lehrer der Fährmann Vasudeva und der Fluss, der in seinem ständigen Wandel zugleich auf geheimnisvolle Weise immer er selbst bleibt - das ist, was das dynamische Wasserzeichen Krebs im 9. Haus versinnbildlicht.

Hermann Hesse sucht nun psychologische Hilfe bei C. G. Jung, dem er 1921 begegnet. Am 28. Juni 1921 schreibt Hesse: "Als Devise gibt er mir mit: 'Wollen Sie das (auch bewusst) was Sie (instinktiv) gern möchten!'" (HWS 407) - eine passende Beschreibung der Hilfe von Chandra für Shukra.

Über die Weisheit Indiens, des mythischen Landes seiner Kindheit, schreibt Hermann Hesse etwas später in einem Brief: "Das Tiefste aber fand ich in den Upanishaden, bei Buddha, bei Konfuzius und Lao Tse, und dann, als meine alte Aversion gegen die speziell christliche Form der Wahrheit allmählich nachließ, auch im Neuen Testament. Dennoch blieb ich dem indischen Weg treu, obwohl ich ihn nicht für besser als den christlichen halte. Ich tat es, weil mir die christliche Monopolisierung Gottes, das Alleinrechthabenwollen, das mit Paulus beginnt und durch die ganze christliche Theologie geht, zuwider war, und auch, weil die Inder weit bessere, praktischere, klügere und tiefere Formen des Wahrheitssuchens, mit Hilfe der Yogamethoden, wissen" (HWS 416).

Viele Leser des "Siddharta", auch viele Freunde Hesses, finden das Buch, insbesondere dessen Indien-Bezug, befremdlich; es wird, vor allem in Deutschland, nicht gut aufgenommen und dort als Beleg dafür angesehen, dass Hesse sich seinem "Vaterland" völlig entfremdet hat.

In dieser Zeit entwickelt sich eine intensive Freundschaft Hesses mit Hugo Ball und dessen Partnerin Emmy Hennings, die für Hermann Hesse - auch für seine Vollendung von "Siddharta" - von großer Bedeutung ist. Decker spricht sogar von der wichtigsten Begegnung seines Lebens (HWS 443). Hugo Ball veröffentlicht 1927 die erste Biographie von Hermann Hesse. Alle drei sind Autoren, aber es verbindet sie vor allem das Thema der Religion, der Erlösung, in engem Zusammenhang mit dem eigenen zutiefst konfliktreichen inneren Erleben (HWS 451 ff.) - das ist genau das Thema, mit dem Hermann Hesse sich in Shukra-Chandra und in seinem "Siddharta" auseinandersetzt.

Die Antardasha von Mangal in der Dasha von Shukra

02.09.1922 - 02.11.1923 - Alter ca. 45 bis 46

Dasha-Herr Shukra ist Feind von Antardasha-Herr Mangal und Antardasha-Herr Mangal ist Feind von Dasha-Herr Shukra. Mangal steht im Geburtshoroskop von Shukra aus im 8. Haus. Zusammenwirken von Shukra und Mangal in Haus: 3, 7. Shukra ist ein Rajayoga-Planet. Mangal im Geburtshoroskop: 19° Kumbha (Enem), in Haus 4 als Herr von Haus 1 und 6. Navamsha: Mina (Frnd+). Mangal zu Antardasha-Beginn: 1° Dhanu (Frnd+), in Haus 2.

Im Frühling und im Herbst 1923 macht Hesse zwei Badekuren in den Thermalbädern von Baden, die er in seinem Werk "Kurgast" beschreibt. Das Wasserelement bleibt ein Thema (s. o.). Der Kurarzt schätzt Hesse sogleich als "Neurotiker" ein. Hermann Hesse bezeichnet sich in seiner Eigendiagnose als "nicht internierungsbedürftigen Einzelgänger aus der Familie der Schizophrenen" (HWS 465).

Die Antardasha von Rahu in der Dasha von Shukra

02.11.1923 - 02.11.1926 - Alter ca. 46 bis 49

Rahu im Geburtshoroskop: 10° Kumbha (DOMZ), in Haus 4. Rahu steht im Geburtshoroskop von Shukra aus im 8. Haus. Zusammenwirken von Shukra und Rahu in Haus: 12. Shukra ist ein Rajayoga-Planet. Rahu zu Antardasha-Beginn: 16° Simha, in Haus 10.

Ruth Wengers Vater, ein wohlhabender Fabrikant, war alles andere als erfreut über die Liaison seiner Tochter mit einem 20 Jahre älteren seltsamen Schriftsteller. Irgendwann stellte er Hesse vor die Wahl, die Beziehung zu seiner Tochter zu beenden oder sie zu heiraten. Hesse versprach die Heirat. Als "Belohnung" erklärte Ruths Vater seine Bereitschaft, Hesse die Erlangung der Schweizer Staatsbürgerschaft zu bezahlen, was dieser nicht hätte finanzieren können. Zuerst musste noch die Scheidung Hesses von seiner Ehefrau Mia abgewartet werden, sodass die Hochzeit mit Ruth Wenger erst am 11. Januar 1924 (in Sk-Ra-Ra) stattfand.

"Hesse sitzt in der Falle. Er hat sein Wort gegeben, aber innerlich rebelliert alles gegen den Wahnsinn einer neuen Ehe - und gar der mit einem völlig lebensunerfahrenen und verwöhnten Mädchen" - so beschreibt Gunnar Decker Hesses Situation(HWS 426).

Im Rashi ist von Mahadasha-Herr Shukra her das Thema einer Hochzeit mehr als deutlich angezeigt, denn Shukra ist Karaka und zugleich Herr des 7. Hauses. Wie zuvor schon beschrieben wurde steht Shukra allerdings so schwach, dass Liebesverbindungen eher nur in der Einbildung oder in der Phantasie zustande kommen - als Hesses "narzistische Persönlichkeitsstruktur" bezeichnet Decker das (HWS 445). Shukra ist zugleich auch Herr des 12. Hauses, des Hauses der Fremde und der Entfremdung, das ist ist kein gutes Omen für eine Ehe, zudem das 12. Haus vom 7. Haus aus gerechnet das 6. Haus ist und so Schwierigkeiten in der Ehe anzeigt. Tatsächlich ist zum Zeitpunkt der Hochzeit die Liebesbeziehung zwischen Hermann Hesse und Ruth Wenger schon längst vorbei und die Entfremdung bereits fortgeschritten (HWS 427). Die klassische Interpretation des 12. Hauses als Haus der "Bettfreuden", die bei der Verbindung des 7. und des 12. Hauses durch Shukra durchaus naheliegt, bestätigt sich in der Realität nicht: Ruth Wenger berichtet später, dass Hesse ihr schon vor der Hochzeit mitgeteilt habe, dass er die Ehe nicht physisch vollziehen könne, da er an einer ansteckenden Krankheit leide (HWS 426). Die schwache Stellung von Shukra kommt hier voll zum Tragen.

Antardasha-Herr Rahu ist nur sehr indirekt mit dem 7. Haus verbunden, indem er vom 4. Haus aus Shukras Zeichen Waage, das Zeichen des ausgewogenen Gebens und Nehmens in der Partnerschaft, aspektiert. Dass das direkte Zusammenwirken von Shukra und Rahu im 12. Haus stattfindet, ist ebenfalls kein gutes Omen für eine Ehe (s. o.). Gleiches gilt für die Tatsache, dass Mahadasha- und Antardasha-Herrscher zueinander im 6. und 8. Haus stehen - laut Parashara eines der Anzeichen für eine ungünstige Phase.

Im Chandra-Chart wirken Shukra und Rahu im 7. Haus zusammen, denn Shukra ist Karaka des 7. und Rahu, der das 12. Haus bewohnt, der Herr. Ähnlich wie Shukra im Rashi verbindet Rahu hier also das 7. mit dem 12. Haus.

In der Navamsha steht Shukra zusammen mit ihrem Todfeind Chandra im Zeichen des Todfeindes Surya im Haus der Schwierigkeiten und Probleme (6.). Am Tag der Hochzeit steht Shukra im Transit im Fall in Jungfrau; eine sehr ungünstige Konstellation. Rahu steht mittelmäßig stark in Steinbock in Haus 11 und aspektiert hier das 7. Haus, dessen Herr er in gewisser Weise ist (Rahu ist Mitherrscher des Zeichens Jungfrau), zeigt hier also zumindest eine Hochzeit deutlich an. Auch hier stehen Shukra und Rahu wieder in Haus 6 und 8 zueinander.

"Hesse setzt seine künftige Frau über die Bedingungen, unter denen er bereit ist, sie zu heiraten, in Kenntnis: jeder bleibt für sich, notfalls kann man sich besuchen, zum Tee oder Ähnlichem" (Decker, HWS 429). Diese Ehe ist von Anfang an eine Nicht-Ehe. Ein Zusammenleben wird nie stattfinden. Kurz nach der Hochzeit erkrankt Ruth an Tuberkulose, was Hesse als Affront gegen sich empfindet (HWS 430 f.). In ihren Erinnerungen an Hesse beklagt sie sich später über seine Kälte und seine manchmal "nicht menschliche Ausstrahlung" (HWS 436).

Das "nicht menschliche" Monster und der "Einzelgänger aus der Familie der Schizophrenen" sind das Thema eines Buchprojektes, dass Hermann Hesse im August 1925 ankündigt: "Ob das sehr phantastische Buch vom Steppenwolf , das ich plane, noch geschrieben werden wird, weiß ich nicht, es ist die Geschichte eines Menschen, welcher komischerweise darunter leidet, dass er zur Hälfte ein Mensch, zur Hälfte ein Wolf ist. Die eine Hälfte will fressen, saufen, morden und dergleichen einfache Dinge, die andere will denken, Mozart hören und so weiter, dadurch entstehen Störungen, und es geht dem Mann nicht gut, bis er entdeckt, dass es zwei Auswege aus seiner Lage gibt, entweder sich aufzuhängen oder aber, sich zum Humor zu bekehren" (HWS 479).

Während Hesse, der sich in der Zeit des Entstehens des "Steppenwolf" gern "Wolf" nennen ließ, nach Wegen sucht, mit der mörderischen Triebhaftigkeit des inneren Monsters so umzugehen, dass es im Äußeren nicht zerstörerisch wirkt, veröffentlicht ein anderer Autor, dessen Deckname "Wolf" war und der sein Monster ungehemmt auf die Welt losließ, ein Buch namens "Mein Kampf". Hesses Biograph Gunnar Decker, der auf diese interessante Koinzidenz hinweist, kommentiert, dass Hesse im Gegensatz zu Hitler den inneren Widerstreit der erhaltenden und der zerstörerischen Kräfte in sich austrägt und ihn zu bannen versucht, indem er ihm künstlerischen Ausdruck verleiht "- ein Weg, der Hitler versperrt blieb" (HWS 479).

Dass Mahadasha-Herr Shukra sowohl für künstlerische Kreativität steht und ebenso - zusammen mit den anderen von Rajas und Tamas geprägten Planeten Surya und Mangal - für das "nicht menschliche" Monster, wird schon aus dem zuvor Gesagten klar. Der "Schizophrene" wird von Antardasha-Herr Rahu im 4. Haus im Rashi repräsentiert. Der Purana-Bericht über die Entstehung von Rahu in "Die Quirlung des Milchozeans" beschreibt, dass einem Asura, der etwas vom Unsterblichkeitstrank (amrita) stehlen will, von Vishnus magischem Diskus der Kopf abgetrennt wird. Aus den getrennten Teilen des Körpers werden dann Rahu (Kopf) und Ketu (Körper). Rahu wirkt immer desintegrierend, macht aus Einem Zwei.

Auch zwei Partnerinnen gibt es zu dieser Zeit in Hermann Hesses Leben: die Noch-Ehefrau Ruth und seit dem 21. März 1926 auch Ninon Dolbin, die den Dichter schon als 14-Jährige verehrte und seit 1910 einen Briefwechsel mit ihm führte (HWS 507 ff.). Sie wird später Hesses 3. Ehefrau, aber zu dieser Zeit ist auch sie noch anderweitig verheiratet.

Die Antardasha von Guru in der Dasha von Shukra

02.11.1926 - 01.07.1929 - Alter ca. 49 bis 51

Dasha-Herr Shukra ist Todfeind von Antardasha-Herr Guru und Antardasha-Herr Guru ist Feind von Dasha-Herr Shukra. Guru steht im Geburtshoroskop von Shukra aus im 6. Haus. Zusammenwirken von Shukra und Guru in Haus: 9. Shukra ist ein Rajayoga-Planet. Guru ist ein Rajayoga-Planet. Guru im Geburtshoroskop: 4° Dhanu (MULA), in Haus 2 als Herr von Haus 2 und 5. Navamsha: Vrishabha. Guru zu Antardasha-Beginn: 25° Makara (FALL), in Haus 3.

Ende April 1927 wird die Ehe mit Ruth geschieden. Im Urteil des Gerichts wird ein Text von Hesse zitiert, in dem er sich selbst als "Eremit, Sonderling, Neurotiker, Schlaflosen und Psychopathen" bezeichnet. Einvernehmlich verlief die Scheidung nicht (HWS 490).

Der "Steppenwolf" erscheint am 1. Juni 1927. Die ersten Reaktionen auf das Buch weisen ein breites Spektrum zwischen Ablehnung und Begeisterung auf. Der große Erfolg sollte sich erst später einstellen.

Hesse, inzwischen in Zürich ansässig, stürzt sich schon seit einiger Zeit immer wieder rauschhaft in das dortige Nachtleben - eine Erfahrung, die er durchaus genießt, auch wenn er feststellen muss, dass das seinem Alter und seinem gesundheitlichen Zustand nicht wirklich gemäß ist. Oberherrscher Shukra lässt in dieser Phase ihren Untergebenen und Feind, den "Moralapostel" Guru, spüren, was sie von ihm hält.

Die gemeinsame Phase der Feinde Shukra und Guru kennzeichnet keine gute Zeit, zumal Guru zu Beginn seiner Antardasha in Steinbock im Zeichen des Falls steht. Guru ist in Hesses Rashi- und Chandra-Chart ein sehr positiver Faktor, der ihn erfolgreich macht und es ihm ermöglicht, die Details des Lebens in einem großen Zusammenhang zu sehen. In seiner Stellung im Fall steht Guru in dieser Antardasha für das Hamsterrad des sinnlosen (Guru im Fall) Aktionismus (3. Haus) des Industriezeitalters (Shani-Erdzeichen Steinbock), der Hesse so verhasst ist. In dieser Phase bringt Guru wenig Unterstützung.

In dieser Zeit entsteht auch Hesses Erzählung "Narziß und Goldmund", welche die "Steppenwolf-Themen" weiterführt und die sich gut verkauft. Decker vermerkt kritisch: "Seine Absicht ist klar: er will das magische Theater zu einer magischen Seelenlandschaft transformieren. Verzaubere die eiserne Schlange der Maschinenkultur, bevor sie dich erwürgt. Leider versagen die ästhetischen Mittel dabei. Und so bleibt von der schlecht geschriebenen Erzählung vor allem die überzeugende Absicht, die wie isoliert danebensteht" (HWS 542).

Die Antardasha von SHANI in der Dasha von Shukra

01.07.1929 - 02.09.1932 - Alter ca. 51 bis 55

Dasha-Herr Shukra ist neutral gegenüber Antardasha-Herr Shani und Antardasha-Herr Shani ist neutral gegenüber Dasha-Herr Shukra. Shani steht im Geburtshoroskop von Shukra aus im 8. Haus. Zusammenwirken von Shukra und Shani in Haus: 3, 12. Shukra ist ein Rajayoga-Planet. Shani im Geburtshoroskop: 28° Kumbha (DOMZ), in Haus 4 als Herr von Haus 3 und 4. Navamsha: Mithuna. Shani zu Antardasha-Beginn: 3° Dhanu (Enem), in Haus 2.

Hermann Hesse heiratet Ninon am 14. November 1931 (Sk-Sa-Ra). Mahadasha-Herr Shukra zeigt im Rashi als Herr und Karaka des 7. Hauses das Thema Heirat mehr als deutlich an, aber Antardasha-Herr Shani? Hier kommt ein interessantes Parashara-Prinzip zum Tragen: Es gibt ein alternatives 7. Haus in jedem Chart und das ist das 7. Haus von Shukra aus gerechnet, also das Shukra gegenüberliegende Haus (BPHS 7.43); der Herr dieses Hauses ist in Hesses Rashi Shani. Der starke, stabilisierende Antardasha-Herr Shani hilft der Traumwelt-Shukra, die Beziehung auf der Ebene der äußeren Wirklichkeit zu manifestieren. Shani ist der Diener unter den Planeten (BPHS 3.15) und Ninons Rolle, die sie in Hesses Leben spielt, ist deutlich von Shani-Qualitäten geprägt: sie dient ihm, sorgt für ihn, erträgt seine Launen und seine Distanziertheit, schirmt ihn ab und bringt Stabilität in sein Leben (HWS 524 ff.) - in Ninons Rashi-Chart (*18.09.1895) ist Shani übrigens erhöht, in der Navamsha steht er im eigenen Zeichen.

Gunnar Decker schreibt dazu: "Und Hesse lässt es sich gern gefallen, er findet, er habe lange genug als Steppenwolf gelebt, nun darf es auch etwas geordneter und komfortabler zugehen. Die entscheidende Frage ist: Bekommt dies seiner schriftstellerischen Arbeit? Der Anarchismus, die dunkle Dämonie scheint ihm abhandengekommen - das spürt jeder, der das 'Glasperlenspiel' zur Hand nimmt." (HWS 524). Bereits Ende 1930 beginnt Hesse mit der Arbeit am "Glasperlenspiel", seinem letzten großen Werk. 11 lange Jahre werden bis zur Fertigstellung vergehen.

Als eine Art Vorstufe zum "Glasperlenspiel" verfasst Hesse 1931 seine Erzählung "Die Morgenlandfahrt". Die Morgenlandfahrer sind der Bund einer geistigen Elite, dessen Mitglieder sich in einer Zeit des äußeren Verfalls und des sich anbahnenden Zusammenbruchs auf ihr Inneres besinnen, um die wahre Geistigkeit zu bewahren und sie überdauern zu lassen. Das Wort "Bund" bedeutet aber gerade nicht die äußerliche Zugehörigkeit zu einer Gruppierung, sondern nur, dass sie die Gemeinsamkeit eint, sich dem eigenen Inneren verpflichtet zu fühlen.

Nicht zu Unrecht bemerkt der Biograph Gunnar Deckert, dass mit diesem Werk Hesses Weg in die "innere Emigration" beginnt, den er nicht mehr verlassen wird (HWS 550). Gunnar Deckers Ausdruck "innere Emigration" ist sehr treffend, obwohl er Hesse damals missfiel, weil seine Gegner ihn als negativ-besetztes Schlagwort gegen ihn verwendeten. Hesse selbst sagt, dass das Schreiben dieses Buches für ihn die einzige Möglichkeit war, sich "vor dem Nichts, vor dem Chaos, vor dem Selbstmord" zu retten (HWS 556).

"Innere Emigration" ist aus Jyotish-Sicht ein eindeutiger Hinweis auf die Stellung von Shani im 4. Haus im Zeichen Wassermann, welche in hohem Grade die Athmosphäre des "Glasperlenspiels" prägt.

Im deutschen Wikipedia-Artikel zum "Glasperlenspiel" heißt es :

"In der von Hesse entworfenen Welt bilden die (männlichen, ehelos lebenden) Gelehrten einen straff organisierten Orden, der in der „Pädagogischen Provinz“ Kastalien lebt – der heilen, abgeschotteten Welt einer geistigen Elite, die sich in Universalität und Harmonie entfaltet und darin ihren Selbstzweck erleben darf. Seine Aufgaben sieht der Orden im Bildungssystem (das ihm wiederum zur eigenen Reproduktion dient) und in der Perfektion der Wissenschaften und Künste und insbesondere der Synthese beider Bereiche, dem Glasperlenspiel.

Es handelt sich dabei um den Versuch einer kunstvollen, ästhetisch ansprechenden Vereinigung aller Wissenschaften, den Versuch einer Universalsprache, einer übergreifenden Verknüpfung aller Sachgebiete zu einem großen Ganzen. Die genauen Regeln dieses Spiels werden nur angedeutet und sollen so kompliziert sein, dass sie nicht einfach zu veranschaulichen sind. Das Spiel hat bereits quasirituellen Charakter angenommen; Ziel scheint es zu sein, tiefe Verbindungen zwischen scheinbar nicht verwandten Themengebieten herzustellen und theoretische Gemeinsamkeiten von Künsten und Wissenschaften aufzuzeigen."

In seiner Utopie zeigt Hesse, wie die geistigen Werte in einer Zeit der Barbarei und des Verfalls innerhalb einer kleinen, elitären Gemeinschaft überleben und bewahrt werden können, die in Verborgenheit und freiwilliger Isolation lebt - ganz so, wie ein Samen im Winter in der gefrorenen Erde verborgen überdauert und auf die ersten wärmenden Strahlen der Frühlingssonne wartet, um sich erneut zu entfalten. Ein interessantes Projekt. Wenn man bedenkt, dass von den 432.000 Jahren des Kali-Yuga, des Zeitalters der Barbarei, gerade erst ca. 5.000 Jahre vergangen sind, würde ein solches Warten viel Geduld erfordern. Es sei denn ...

Wie in jedem seiner Werke verleiht Hesse auch im "Glasperlenspiel" seiner persönlichen Situation und Befindlichkeit Ausdruck. In einem Brief an seinen Sohn Martin schreibt er später im Rückblick: "Wenn ich mir das Leben in diesen Jahren [der Arbeit am Glasperlenspiel] bis zur Unerträglichkeit erschwert habe, erstens durch die Bindung meiner ganzen Existenz an den Berliner Verlag , zweitens durch die Heirat mit einer österreichischen Jüdin, fand ich dafür in all den vielen hundert Stunden, in denen ich am Glasperlenspiel saß, eine vollkommen saubere, von allem Augenblicklichen und Aufregenden völlig freie Welt, in der ich leben konnte" (HWS 607).

Sein neues Werk stellt eine saubere, von allem Aufregenden freie Welt dar? Hatte Hesse das nicht zuvor als verlogen bezeichnet und zum Programm erklärt, das Dunkle und Wilde in sich nicht mehr zu verschweigen, sondern ihm als Dichter Ausdruck zu verleihen? Das ist offensichtlich nicht nur kein Thema mehr, sondern es scheint nun zum Programm geworden zu sein, gerade das Dunkle und Wilde auszuschließen, um sich vor ihm zu retten. "Der Anarchismus, die dunkle Dämonie scheint ihm abhandengekommen - das spürt jeder, der das 'Glasperlenspiel' zur Hand nimmt" hatte Gunnar Decker geschrieben (HWS 524). Was ist aus dem inneren Steppenwolf geworden? Ist er tot, oder gezähmt, oder wieder in den Untergrund gegangen?

Der endgültige Sieg des Atmakaraka Shani

Die programmatische Kehrtwende in Hermann Hesses Leben und Werk, sein Weg in die "innere Emigration", beginnt jedenfalls in der Antardasha von Shani in der Dasha von Shukra. In dieser Zeit heiratete Hesse Ninon, bezog ein komfortables Haus, das ein Bewunderer für ihn gebaut hatte und begann mit der Arbeit am "Glasperlenspiel".

In der Gesamtsicht von Hesses Leben und Werk im Licht von Jyotish drängt sich mir der Gedanke auf, dass die Antardasha von Shani in der Mahadasha von Shukra einen entscheidenden Einschnitt in Hermann Hesses Leben markiert, in dem sich der endgültige Sieg (vijaya) des Atmakaraka Shani ereignet, was Hermann Hesses Leben und sein literarisches Schaffen anbetrifft.

Noch einmal zur Erinnerung, was Maharishi Parashara zur Bedeutung des Atmakaraka, des bedeutendsten Chara-Karaka im Horoskop, sagte: "Von diesen Karakas ist der Atmakaraka der Wichtigste und hat am allermeisten das Sagen in Bezug auf den Geborenen – ganz so, wie der König der Berühmteste unter den Menschen in seinem Land und in allen Angelegenheiten bestimmend und berechtigt ist, Menschen festzunehmen oder freizulassen. O Brahmane, so wie ein Minister nicht gegen den König handeln kann, so können die anderen Karakas, als da sind Putrakaraka, Amatyakaraka usw., sich in Bezug auf die Angelegenheiten des Geborenen nicht gegen den Atmakaraka durchsetzen. Wenn der Atmakaraka dagegen ist, können die anderen Karakas nicht ihre segensreichen Auswirkungen richtig entfalten. Ebenso können sich andere Karakas, wenn der Atmakaraka förderlich ist, nicht mit ihren negativen Einflüssen durchsetzen" (BPHS 32.8-12).

Auf die Dashas angewendet bedeutet dies, dass in der gemeinsamen Phase des Atmakaraka und eines anderen Planeten der Atmakaraka sich durchsetzen wird, wenn die Interessen der beiden Grahas in entgegengesetzte Richtungen gehen. In Shukra-Shani ist zwar Shukra der Oberherrscher und Shani dessen "Gefolgsmann", aber Shani ist der Atmakaraka und setzt sich daher durch.

Welche entgegengesetzten Interessen vertreten nun Shukra und Shani? - Shukra ist von der Zeichenstellung her der problematischste Graha im Rashi und seiner Tamas-Rajas-Natur entsprechend das Oberhaupt der "Wolf- oder Monster-Fraktion"; Shukra erzeugt Probleme und Chaos. Shani hingegen steht stark im eigenen Zeichen und ist seiner von Sattva dominierten Natur zufolge ein positiver Ordnungsfaktor. Shukra gegen Shani bedeutet Chaos gegen Ordnung, Dunkelheit gegen Licht, Unbewusstheit gegen Wachheit, Problem gegen Lösung. Ihr Interessenkonflikt wird noch dadurch verstärkt, dass Shani unter den Chara-Karakas der Atmakaraka ist, der das primäre Lebensziel verkörpert und Shukra der Gnati-Karaka, der "Schwierigkeiten-Macher" oder Widersacher. Und der Atmakaraka Shani setzt sich - dem beschriebenen Parashara-Prinzip entsprechend - durch.

Dieser Sieg Shanis vollzieht sich in der Shukra-Shani-Phase, aber Shani dominiert von da an - so die These - das gesamte restliche Leben Hermann Hesses. Hier einige Gründe dafür:

- Shani ist im Rashi Herr des 4. Hauses, das als eines der 4 Kendras (Eckhäusern) in jedem Horoskop ein sehr wichtiges Haus ist. In Hesses Chart wird das 4. Haus zum wichtigsten aller 4 Kendras, weil hier die zentralen persönlichen Faktoren zusammenwirken, der Aszendentenherr Mangal (als Bewohner) und Chandra (als Karaka); und beide werden hier von Shani beherrscht.

- Shani aspektiert im Rashi das 1. und das 10. Haus und macht dadurch in diesen einflussreichen Kendras seinen Einfluss geltend. Der starke Einfluss auf Tanu-Bhava, das Haus des Körpers, Haus 1 und auf Mangal, den Herrn von Haus 1, ist auch unschwer auf den Fotos von Hermann Hesse zu erkennen: das Knochige, Hagere, Asketische, etwas Steife in Hesses Erscheinung ist dem Einfluss von Shani zuzuschreiben.

- Auch im Navamsha-Chart steht Shani im 4. Haus und aspektiert die Häuser 4 und 10.

- Da Shani für den Alterungsprozess steht, nimmt sein Einfluss ohnehin im späteren Leben immer mehr zu. In der Naisargika-Dasha, dem "natürlichen" Dasha-System, das für alle Menschen gleich ist, ist Shani ab dem 70. Geburtstag der Dasha-Herrscher für die restlichen 50 Jahre des Lebens.

- Was die Shodashavarga-Bala - die Gesamtstärke der Grahas in den 16 Hauptcharts - anbetrifft, ist Shani mit 15 Punkten der stärkste Planet von allen.

- Die Stellung von Shani in Haus 2, dem Haus der Sprache, zu Beginn seiner Antardasha verstärkt, dass Shani von nun an das literarische Schaffen Hesses dominiert; von dort aus aspektiert er das wichtige 4. Haus und auch Haus 8, in dem Budha sich im Geburtshoroskop befindet.

- Das Zusammenleben mit Ninon, in deren Rashi- und Navamsha-Chart Shani extrem stark ist, trägt ebenso zur Dominanz von Shani bei - oder auch umgekehrt: die wachsende Dominanz von Shani führt zur Ehe mit einer Frau, in deren Chart Shani so stark ist.

Dass Shani in Shukra-Shani endgültig seine Oberherrschaft etabliert heißt natürlich nicht, dass die ihm feindlich gesonnenen Grahas - im Rashi Surya, Mangal und Ketu - nicht mehr gegen ihn opponieren.

Die Athmosphäre des "Glasperlenspiels", Hesses letztem großen Werk, ist jedenfalls stark von Shani in Wassermann in Haus 4 geprägt. Hermann Hesse beschreibt sie als "sauber, von allen Aufregungen frei". Besonders in Kontrast zum "Steppenwolf" ist das Glasperlenspiel deutlich weniger leidenschaftlich und emotional. Aber die abgeschiedene Klosterwelt in Kastilien soll ja gerade das sein: ein weltferner geistiger Zufluchtsort, in den man sich vor den groben, dämonischen und chaotischen Kräften rettet, die in der äußeren Welt ihr Unwesen treiben - ein Sinnbild der inneren Emigration Hesses. Offensichtlich ist Hesse klar geworden, dass der Versuch, die negativen Kräfte, den inneren Wolf, dadurch zu zähmen, dass man ihm explizit künstlerischen und literarischen Ausdruck verleiht, gescheitert ist.

Die Stellung von Shani im Chandrachart im 12. Haus in Wassermann macht die Klosterwelt als geistigen Rückzugsort deutlich. Mangal, der Repräsentant des "Augenblicklichen und Aufregenden", wird hier von Shani konsequent unterdrückt.

Auch später, nach dem Ende des 2. Weltkrieges und des Nazi-Regimes in Deutschland, wird Hesses Bewertung von dem, was in der äußeren Wirklichkeit in Politik, Kultur und Gesellschaft vor sich geht, alles andere als positiv sein. Technisierung, Konsumdenken, Massenmedien und Kapitalismus, die das Leben mehr und mehr bestimmen, lehnt er als geistlos und letztlich sogar anti-geistig ab; er kritisiert sie einerseits in deutlichen Worten und versucht andererseits, sich deren Einfluss so weit wie möglich zu entziehen.

Der im Glasperlenspiel beschriebene Rückzug der geistig-hochentwickelten Menschen vor der zunehmenden Verrohung und Verungeistigung des äußeren Lebens wird übrigens bereits in den Puranas, den Werken der vedischen Geschichtsschreibung, geschildert. Am Anfang des Mahapurana Shrimad Devi Bhagavatam (hier der Link zur deutschen Ausgabe dieses Werkes bei Amazon) bittet der Rishi Shaunaka als Sprecher einer Gruppe erleuchteter Seher den Weisen Suta darum, ihnen das Devi-Purana vorzutragen:

"Shaunaka sprach:

O Saumya, all diese Brahmanen hier, die, von der Furcht vor dem Kali-Yuga [dem dunklen Zeitalter] gepeinigt, hier in den Naimisharanya-Wald flüchteten, sind begierig, äußerst aufmerksam den Puranas zu lauschen – zu diesem einen Zweck haben sie sich jetzt hier versammelt.

Man muss ja die Zeit hienieden ohnehin auf die eine oder andere Weise verbringen; unintelligente Menschen verbringen ihre Zeit mit Lustbarkeiten und schlechten Handlungen, aber die weiseren verbringen ihre Zeit damit, über die vedischen Schriften nachzusinnen.

O Suta, was sind all jene Puranas und wieviele Verse enthält jedes von ihnen? Bitte erzähle uns an diesem heiligen Ort hier in allen Einzelheiten davon; wir, die Bewohner von Naimisaranya, sind begierig, alles darüber zu hören.

Als wir voller Furcht vor dem Kali-Zeitalter waren, gab uns Brahma ein Manamaya-Rad (chakra) und sprach zu uns: folgt diesem Rad, geht ihm nach – und dort, wo die Felge dieses Rades so dünn geworden ist, dass es nicht mehr weiter rollt, wird ein heiliger Ort sein; Kali wird dort niemals hingelangen können und dort solltet ihr am besten bleiben, bis das Sat-Yuga [das goldene Zeitalter] wiederkehrt.

Diesen Anweisungen von Brahma Folge leistend, haben wir uns hier niedergelassen. Als wir die Worte Brahmas vernommen hatten, sind wir rasch dem rollenden Rad gefolgt, mit dem Ziel, den besten und heiligsten Zufluchtsort zu finden. Als wir hierher kamen, war die Felge vor unseren Augen schließlich ganz dünn und abgenutzt – daher wird dieser Ort (kshetra) Naimis genannt; es ist dies eine Stätte, die eine unübertroffen heiligende und segnende Wirkung entfaltet.

Kali vermag hier nicht einzudringen, deshalb sind mir die Mahatmas, Munis und Siddhas, die sich vor dem Kali-Zeitalter fürchteten, hierher gefolgt und haben hier einen Zufluchtsort gefunden. Wir haben hier unsere Yagyas mit geläuterter Butter (purodasa) durchgeführt, in denen keine Tiere geopfert werden; jetzt haben wir hier keine wichtige Tätigkeit mehr durchzuführen, außer die Zeit bis zur Ankunft des Sat-Yuga hier zusammen zu verbringen."

Die Antardasha von Budha in der Dasha von Shukra

02.09.1932 - 02.07.1935 - Alter ca. 55 bis 58

Dasha-Herr Shukra ist bester Freund von Antardasha-Herr Budha und Antardasha-Herr Budha ist bester Freund von Dasha-Herr Shukra. Budha steht im Geburtshoroskop von Shukra aus im 12. Haus. Direktes Zusammenwirken von Shukra und Budha in keinem Haus. Shukra ist ein Rajayoga-Planet. Budha im Geburtshoroskop: 0° Mithuna (DOMZ), in Haus 8 als Herr von Haus 8 und 11. Navamsha: Tula (Frnd+). Budha zu Antardasha-Beginn: 28° Kataka (Ntrl), in Haus 9.

In dieser Zeit nimmt Hesse zu vielen politischen Ereignissen Stellung. Hesse hat Sympathien für die Kommunisten, vor allem, weil ihm der Kapitalismus zuwider ist. Seine Söhne sind zu dieser Zeit Kommunisten. Aber ein Parteigänger will er dennoch nicht sein: "Meine Aufgabe liegt auf der Seite des Geistes, nicht der Praxis, also auch nicht der Politik" (HWS 558 ff).

Zu den Nationalsozialisten kommentiert er, es sei "die Aufgabe von uns Geistigen,auf der Seite des Geistes zu stehen, und nicht mitzubrüllen, wo das Volk die ihm von seinen Führern befohlenen Hymnen singt ... Die Deutschen brauchen nicht viel Freiheit, sie sind geborene Diener und Soldaten - aber so wenig Freiheit wie jetzt, das ist für kein Volk gut" (HWS 563). Hitler nennt er ein "Rindvieh", einen "Hanswurst" und einen "Theaterteutonen ohne Hirn" und sieht zunächst in ihm eher eine Witzfigur ohne Zukunft als eine größere Gefahr. Das ändert sich aber bereits im Verlauf des Jahres 1933. Hesse gerät allmählich wieder ins Kreuzfeuer der entfesselten Nationalisten, die den neutralen Standpunkt des Schweiz-Auswanderers Hesse als Verrat ansehen.

Hesse erkennt, dass der politische Parteienstreit letztlich auf Gewalt hinausläuft und führt als weiteren Grund dafür, dass er kein Parteigänger sein will, seinen "tiefen Hass gegen die Gewalt" an (HWS 561). Das ist ein eigenartiges Bekenntnis für jemanden, der Aszendent Skorpion hat und dessen Geburtsherrscher der kriegerische Mars ist. Dass diese Aussage ihn nicht nur in Widerspruch zu einem wesentlichen Teil seiner selbst bringt, kommt schon in der Formulierung selbst zum Ausdruck. Er redet ja nicht von Ablehnung von Gewalt, sondern von "tiefem Hass" und tiefer Hass ist die unmittelbare emotionale Ausdrucksform von Gewalt. In Widerspruch mit sich selbst zu stehen ist allerdings von jeher eine Grundbefindlichkeit des "Autors der Krise".

Hesse studiert als Quellenstudium zum "Glasperlenspiel" pietistische Biographien des 19. Jahrhunderts. Die Grundstimmung der Religiosität seiner Eltern, gegen die er in seiner Jugend so wütend aufbegehrt hatte (Mangal-Shani-Konflikt), ist für ihn längst kein Feindbild mehr. Hermann Hesse hat Shani, der ihm früher als Herr des 4. Hauses als über die Eltern von außen auf ihn einwirkende Unterdrückung begegnet war, seit dem Tod der Eltern mehr und mehr als Teil seines eigenen Inneren erkannt und akzeptieren gelernt, als Atmakaraka, als Repräsentant des Selbst.

Für Sprache und Kommunikation ist die Phase der befreundeten Planeten Shukra und Budha eine recht gute Zeit - auch für Freundschaften in Zeiten der Krise (Budha ist Herr des 8. und des 11. Hauses); die Freundschaft mit Thomas Mann vertieft sich in dieser Zeit und Hesse empfängt in Montagnola zahlreiche Besucher aus Deutschland, die Rat und Beistand bei ihm suchen.

Die Antardasha von Ketu in der Dasha von Shukra

02.07.1935 - 02.09.1936 - Alter ca. 58 bis 59

Ketu steht im Geburtshoroskop von Shukra aus im 2. Haus. Direktes Zusammenwirken von Shukra und Ketu in keinem Haus. Shukra ist ein Rajayoga-Planet. Ketu im Geburtshoroskop: 10° Simha (Frnd+), in Haus 10. Navamsha: Kataka. Ketu zu Antardasha-Beginn: 29° Mithuna, in Haus 8.

Ketu im 10. Haus steht für eigenartige und rational schwer einzuordnende Vorgänge, was die öffentliche Wirkung anbetrifft. Ketu steht zu Beginn seiner Antardasha im 8. Haus, in dem sich im Geburtshoroskop ohnehin schon Ketus Herr Surya befindet, dessen Ergebnisse der körperlose Graha Ketu hervorbringt. Diese problematischen Konstellationen führen dazu, dass Hesse als "Neutraler" wiederum zwischen allen Stühlen sitzt. Die Nazi-Propaganda hetzt gegen den Volksverräter Hesse und die Emigranten-Presse tituliert ihn als "Aushängeschild" und als "Feigenblatt" des Dritten Reiches und als Helfershelfer der Propaganda Goebbels (HWS 582 f.). Den Ausweg aus dem letztlich unauflösbaren Konflikt, den seine neutrale Position mit sich bringt, sieht Hesse darin, sich verstärkt seiner Arbeit am "Glasperlenspiel" zu widmen, um eine geistige Alternative in Zeiten der Barbarei aufzuzeigen (HWS 584).

Tod von Hesses jüngerem Bruder Hans am 27. November 1935 in Sk-Ke-Ch.

Fazit zur Shukra-Mahadasha

Im 2. Kapitel der Bhagavad Gita gibt es eine Reihe von Versen (36-42), die Hermann Hesses Probleme, die er in seiner Shukra-Mahadasha im "Steppenwolf" thematisiert, auf den Punkt bringen:

"Arjuna sprach:

Wodurch wird ein Mensch dazu getrieben, Übles zu tun – sogar gegen seinen Willen, o Varshneya, als würde er gewaltsam dazu gezwungen?

Der gesegnete Herr sprach:

Dies geschieht durch die Begierde (kama, das erste a ist lang) und den Zorn (krodha), die dem Rajo-Guna entspringen - sie sind alles-verschlingend und gar übel. Wisse, diese sind die Feinde hier auf Erden.

So wie Feuer von Rauch verhüllt wird, ein Spiegel von Staub oder ein Embryo von der Eihaut – so wird dieses (das Selbst, der Atman) von jenen (beiden Kräften des Rajo-Guna) verhüllt.

Von diesem unersättlichen Feuer in Form der Begierde, welches der ewige Feind der Weisen ist, wird, o Kaunteya, das Wissen verhüllt.

Die Sinne (indriyani), der Geist (manas) und der Intellekt (buddhi), so sagt man, sind der Wohnsitz dieses (Feindes); durch diese verhüllt er das Wissen.

Darum bringe als erstes die Sinne unter deine Herrschaft, o Bester aller Bharatas, und vernichte so dieses Übel, das Wissen und höchste Erkenntnis zerstört.

Die Sinne (indriyani) sind dem Körper übergeordnet, der Geist (manas) ist den Sinnen übergeordnet, der Intellekt (buddhi) ist dem Geist übergeordnet und höher als der Intellekt ist Er (der Atman, das Selbst).

Deshalb erkenne Ihn, der jenseits des Intellektes ist, gründe dich selbst fest im Selbst und vernichte so, o Starkarmiger, den Feind, der schwer zu besiegen ist."

Die Psychoanalyse, die Hermann Hesse als Methode auf dem "Weg nach Innen" - übrigens der Titel eines sehr schönen Gedichtes von ihm aus dem Jahr 1918 - anwendet, vermag die Probleme, die auf diesem Weg auftreten, zwar aufzuzeigen, aber nicht zu lösen. Warum das so ist, wird aus den obigen Gitaversen deutlich: Das Analyseinstrument, der Intellekt, Buddhi, ist zwar den Sinnen und dem Geist übergeordnet, aber er ist selbst ein "Sitz des Feindes", ist korrumpiert. Eine Lösung der Probleme kann nur durch eine Methode der direkten Verwirklichung des Selbst, des Atman, erfolgen, das dem Intellekt übergeordnet und jenseits von Dualität unkorrumpierbar ist.

Begierde und Zorn kann man im Jyotish als Shukra und Mangal identifizieren. Das Gegründetsein in der unbegrenzten Stille des Selbst lässt sich dem 4. Haus zuordnen, dem Haus des inneren Friedens, das in Hesses Rashi-Chart mit dem Zeichen Wassermann verbunden ist, welches für das zur Ruhe Kommen der Bewusstseinsaktivität steht. Hier ist der von negativem Rajas geprägte Mangal der Feind, der Störenfried - negativ heißt hier von Tamas beeinflusst. Das Haus der höchsten Erkenntnis ist das 9. Haus (ja, auch das 5.), dessen Karaka Guru, der Graha des Wissens, ist. Hier ist die von noch negativerem Rajas geprägte Shukra der Störfaktor, die für triebhafte Begierden steht, die sich als Fremdkörper tief im Bewusstsein festgesetzt haben. Es ist faszinierend zu sehen, wie deutlich das Streben nach Erleuchtung und die Auseinandersetzung mit den Hindernissen auf dem Weg dahin in Hermann Hesses Chart angezeigt sind. Der dritte Problemfaktor im Rashi ist der schwach gestellte, von Rajas-Tamas geprägte Surya - eine schwache, anfällige Konstitution, die von der Seite des Körpers her die geistige Entwicklung behindert.

Das 9. Haus bietet in seiner Grundstruktur - d. h. im Zusammenwirken des starken Karakas Guru und des ebenfalls starken Herrn Chandra im segensreichen 5. Haus, der selbst von Guru "gesteuert" wird - eigentlich hervorragende Vorraussetzungen für spirituelle Entwicklung und höchste Erkenntnis, zumal das Zeichen Krebs im 9. Haus das Zeichen der Erhöhung von Guru ist. Aber Shukra, der Bewohner des 6. Hauses, schiebt sich als Filter zwischen Chandra und Guru, der ihr Zusammenwirken so gut wie zunichte macht. Shukra lädiert das 9. Haus schwer. Es gehört zu Hermann Hesses Lebensplan, sich den damit verbundenen Problemen zu stellen und die Zeit dafür ist vor allem die Shukra-Mahadasha. Während der Oberherrschaft des Problemfaktors ist aber mit einer wirklichen Lösung des Problems nicht zu rechnen.

Wir hatten allerdings zuvor festgestellt, dass Shukra im Vimshamsha-Chart (D-20), dem Spezialchart für "Spiritualität" und "Vergrößerungsglas" für das 9. Haus, in Zusammenarbeit mit Shani ein alternatives Programm für das 9. Haus umsetzt, das einiges förderlicher ist. Dieses alternative Shukra-Shani-Programm findet bei Hesse Ausdruck in seinem Konzept, dass der Steppenwolf, das innere Monster, wenigstens einigermaßen in Schach gehalten werden kann, indem man ihm künstlerischen Ausdruck verleiht. Das hochwertigere Guru-Chandra-Programm für das 9. Haus im Rashi, das die Lösung aller Probleme im Leben durch die direkte Verwirklichung des Selbst in höheren Bewusstseinszuständen beinhaltet, wird jedoch von Shukra torpediert.

Hier noch nachgereicht das Chart für die Shukra Mahadasha mit Shukra im Aszendenten (gedrehtes Rashi-Chart):

Auch hier ist besonders auf Synergien/Bestätigungen der anderen Charts zu achten. Deutlich sichtbar ist z. B. die Verbindung von Shani mit dem 7. Haus. Das große Interesse an philosophischen und religiösen Themen in der Shukra Mahadasha wird durch die starke Stellung des Aszendentenherrn Chandra im 9. Haus betont. Gesundheitliche Probleme werden durch die Stellung des schwachen Surya im 12. Haus hervorgehoben usw.

Die Mahadasha von Surya - ein Glasperlenspiel mit hohem Schwierigkeitsgrad

02.09.1936 - 02.09.1942 - Alter von ca. 59 bis 65 Jahren

Surya im Geburtshoroskop: 18° Mithuna (Enem), in Haus 8 als Herr von Haus 10. Navamsha: Mina. Surya ist ein Rajayoga-Planet. Surya zu Mahadasha-Beginn: 16° Simha (DOMZ), in Haus 10.

Shukra und Surya sind natürliche Feinde. Sie vertreten u. a. die gegensätzlichen Prinzipien von Abhängigkeit und Souveränität. Der Übergang von der Shukra- zur Suryamahadasha ist daher oft sehr markant. Infolge der temporären Freundschaft wird ihre Beziehung in Hesses Rashi-Chart allerdings zu Neutralität abgemildert. Die Hauptphase eines Grahas, der schwach im 8. Haus steht, verspricht keine gute Zeit zu sein, auch wenn die starke Stellung von Surya zu Beginn der Mahadasha im eigenen Zeichen Löwe im einflussreichen 10. Haus die Aussichten verbessert.

Ende April 1942 kann Hermann Hesse die langjährige Arbeit am Glasperlenspiel abschließen. Aber die Veröffentlichung im Suhrkamp-Verlag muss erst noch vom deutschen Propagandaministerium genehmigt werden. Nach schwierigen Verhandlungen wird die Publikation schließlich abgelehnt. Auch Hesses andere Werke - zuvor noch dank Hesses Zurückhaltung bezüglich der öffentlichen Ablehnung des Dritten Reiches als "unerwünscht", aber nicht als "verboten" eingestuft - sind von nun an verboten. Decker vermerkt: "Damit ist Hesse in Deutschland endgültig zum verbotenen Autor geworden ... Er fühlt sich gescheitert, am Ende". (HWS 606). Auch Peter Suhrkamp, der als Hesses Verleger dessen Werke in die Öffentlichkeit bringt, ist gesundheitlich schwer mitgenommen.

Von all den Planeten, die im Rashi das 10. Haus beeinflussen, ist dessen Herr Surya am problematischsten positioniert. Hesse, der einst "Schrifsteller oder garnichts" werden wollte, ist am Ende der Surya Mahadasha erneut mit dem "Garnichts" konfrontiert.

Die Mahadasha von Chandra - lästige Ehrungen

02.09.1942 - 02.09.1952 - Alter von ca. 65 bis 75 Jahren

Chandra im Geburtshoroskop: 6° Mina (Frnd), in Haus 5 als Herr von Haus 9. Navamsha: Simha (Frnd+). Chandra zu Mahadasha-Beginn: Vrishabha (ERHO), in Haus 7.

Erst im Herbst 1943 kann das "Glasperlenspiel" in einem Schweizer Verlag in einer kleinen, nur in der Schweiz vertriebenen Auflage erscheinen. 1946 kann dann die Ausgabe im Suhrkamp-Verlag in Deutschland veröffentlicht werden und wird schließlich ein Erfolg.

An der literarischen Tätigkeit hat Hesse nur noch wenig Interesse; er schreibt Ende 1945 in einem Brief: "Neues schreibe ich kaum noch, bin überhaupt des Schreibens vollkommen müde" (HWS 637).

Im Alter von fast 70 Jahren wird Hermann Hesse mit dem Goethpreis der Stadt Frankfurt und dann auch mit dem Nobelpreis für Literatur geehrt, die er beide nicht persönlich entgegennimmt. Er misstraut dieser Art von öffentlichen Ehrungen, und das Aufsehen, dass er durch diese Preisverleihungen auf sich zieht, missfällt ihm sehr. In einem Brief sagt er, es sei "schade, dass die äußeren Erfüllungen im Leben immer erst dann kommen, wenn sie einem keinen Spaß mehr machen" (HWS 629).

Da Chandra selbst im Rashi im segensreichen 5. Haus und im Zeichen seines Freundes Guru steht, der selbst stark gestellt ist und Chandra auch keine ungünstigen Aspekte erhält, könnte man annehmen, dass die Chandra-Mahadasha eine ausgesprochen gute Zeit für Hermann Hesse sein würde. Um zu erklären, warum dies nur zum Teil zutrifft, hier noch einmal das Chandra-, Rashi- und Navamsha-Chart, in denen wir die Stellung von Chandra genauer untersuchen wollen:

Im Chandra-Chart ist Chandra, der Repräsentant des individuellen Geistes (manas) im 1. Haus stark im Zeichen Fische positioniert, einem Wasserzeichen (Wasser = Bewusstsein), welches für die Rückwendung des Bewusstseins zur Einheit, zur Ganzheit steht. Chandra ist Herr des 5. Hauses, des Hauses des Wissens und der Kreativität. Das Streben nach Vereinheitlichung ist ein zentrales Thema des Glasperlenspiels, in dem es um Universalität, die Vereinigung aller Wissensgebiete, von Wissenschaft und Kunst, eine Universalsprache usw. geht. Chandra wird beherrscht und unterstützt von einem sehr starken Guru, der in seinem eigenen Zeichen Schütze im 10. Haus, dem Haus der Öffentlichkeit, steht; öffentliche Ehrungen werden dadurch deutlich angezeigt. Diese Stellung von Chandra ist ausgesprochen förderlich. Aspekte erhält Chandra keine.

Es gibt aber in diesem Chart auch einige nicht so direkt sichtbare Problemfaktoren, was die Stellung von Chandra anbetrifft: Das 4. Haus, dessen Karaka Chandra ist, ist von 2 natürlichen Übeltätern bewohnt (Budha ist Übeltäter durch die Konjunktion mit dem Übeltäter Surya). Während Budhas Übeltäternatur durch seine starke Stellung im eigenen Zeichen Zwillinge weitgehend neutralisiert ist, wird die von Surya durch seine schwache Position im Zeichen des Feindes und durch seine Herrschaft über das problematische 6. Haus noch weiter hervorgehoben. Der Aspekt des starken Wohltäters Guru aus dem 10. Haus hilft Surya, aber nicht genug - für Hermann Hesse persönlich (Surya) stellen die öffentlichen Ehrungen (Guru in 10) vor allem eine unerwünschte Störung seiner Privatsphäre (4. Haus) dar.

Im Zeichen Krebs, der inneren Heimat von Chandra, befindet sich der natürliche Wohltäter-Planet Shukra, der aber, wie wir gesehen haben, aufgrund seiner schwachen Zeichenstellung in Krebs der größte Problemfaktor im Horoskop und somit de facto hier ein Störfaktor und Übeltäter ist (Tamas-Rajas). Zudem ist Shukra Repräsentant der Sinne, die das Bewusstsein in 5 Kanäle aufteilt und diversifiziert und somit dem Streben nach Vereinheitlichung von Chandra in Fische entgegenwirkt. Die große Vereinheitlichung wird daher im Glasperlenspiel nur angedeutet und an Einzelfällen demonstriert, aber nicht konsequent zu Ende geführt.

Auch die starke Besetzung der Problemhäuser 12 und 6 ist ein ungünstiger Faktor im Chandra-Chart. Als wirklich positive, allerdings sehr zentrale, Faktoren bleiben letztlich nur Chandra und Guru übrig.

Im Rashi-Chart steht Mahadasha-Herr Chandra günstig und stark als Herr des förderlichen 9. Hauses im segensreichen 5. Haus. Auch hier aber befinden sich im 4. Haus, das für Chandra als Karaka wichtig ist, mit Mangal, Shani und Rahu natürliche Übeltäter, von denen Mangal aufgrund seiner schwachen Zeichenstellung und seiner Feindschaft zu den beiden anderen der größte Störfaktor ist.

Chandras Heimatzeichen Krebs wird naturgemäß auch im Rashi sehr zu Chandras Unwillen vom Problemfaktor Shukra bewohnt (Chandra ist Todfeind von Shukra).

Kommen wir nun zum Navamsha-Chart, das mittlerweile für den etwa 70-Jährigen Hermann Hesse besonders wichtig ist, weil es grundsätzlich bei fortschreitendem Alter des Horoskopeigners immer mehr an Bedeutung gewinnt.

Im Navamsha-Chart steht Chandra im Zeichen des Neutralen (Surya) im 6. Haus, dem Haus der Schwierigkeiten und Konflikte, zusammen mit Chandras Feind Shukra, die in Löwe im Zeichen ihres Todfeindes Surya steht. Mangal, der als Karaka die Szenerie des 6. Hauses gestaltet und so die Schwierigkeiten und Konflikte kreiert, die im 6. Haus auftreten, bewohnt mit Surya vereint das 1. Haus; er ist in der Navamsha ein Feind von Chandra und von Shukra. Insgesamt für Chandra eine ausgesprochen brisante Situation, die auch durch den Aspekt des Übeltäters Shani nicht verbessert wird. Das 4. Haus und das Zeichen Krebs sind auch im Navamsha-Chart jeweils von einem Übeltäter-Graha besetzt.

Eine der Eigenarten von Chandra ist, dass er die Aufmerksamkeit des Geborenen sehr stark auf die Angelegenheiten des Hauses fokussiert, in dem er sich befindet; er wirkt dort wie ein Scheinwerfer oder ein Vergrößerungsglas. Im 6. Haus ist es alles, was schwierig und problematisch ist, das im Fokus steht.

Anfang 1947 schreibt Hesse in einem Brief von der "Hölle, in der ich seit etwas mehr als zwei Jahren fortgesetzt lebe" (HWS 639). Der Nobelpreis bereite ihm keine Freude, sondern hätte ihm nur "das Vierfache an Überbürdung" wie zuvor gebracht. Das Leben in seinem Zuhause beschreibt er als vollkommen sinnlos und freudlos.

Die Mahadasha von Mangal - keine Zeit der Revolte

02.09.1952 - 03.09.1959 - Alter von ca. 75 bis 82 Jahren

Mangal im Geburtshoroskop: 19° Kumbha (Enem), in Haus 4 als Herr von Haus 1 und 6. Navamsha: Mina (Frnd+). Mangal zu Mahadasha-Beginn: 10° Vrishika (DOMZ), in Haus 1.

Gunnar Decker schreibt: "Hesse ist in diesen späten Jahren der gleiche Pessimist geblieben, als der er sich auch zuvor zeigte. Nur, dass er sich in den ihm verbleibenden Jahren bis zu seinem Tod immer mehr aus der Welt zurückzieht, immer versteckter zu leben verlangt, gleichmütig, aber nicht versöhnt mit einem Zeitalter, in dem er Shiva, den hinduistischen Gott der Zerstörung, am Werk sieht" (HWS 654).

Was Shiva betrifft lässt sich Hesse hier von dem Titel "Zerstörer" irreführen - shivam shantam advaitam - darauf kommen wir später noch zu sprechen. Er meint eigentlich Kali, den Dämon des Kaliyuga, der wiederum mit der Göttin Kali (beide Vokale hier lang) nicht zu verwechseln ist - auch dazu später mehr.

Das Ende des 2. Weltkrieges und des Dritten Reiches erfüllt Hermann Hesse nicht mit Euphorie. In einem Brief schreibt er: "Angeblich hat ja jetzt das 'Gute' gesiegt, aber gesiegt haben die Generäle, die Kanonen, die Atombomben, die Ingenieure und wir andern sind nach wie vor 'nicht von dieser Welt', und sehnen uns darum darum auch oft danach, sie vollends zu verlassen" (HWS 654).

In der Zeit des kalten Krieges weigert Hesse sich konsequent, sich in dem Konflikt zwischen der kommunistischen DDR und der kapitalistischen BRD von einer Seite vereinnahmen zu lassen. Ein Parteigänger war er nie und will es nun auch nicht sein. Im Westen Deutschlands verabscheut er, was er als eine unheilvolle Verbindung von alter Nazi-Ideologie mit neuer Markteuphorie" ansieht, im Osten sieht er die Abhängigkeit des Kommunismus von Stalin kritisch, den er früh als Verbrecher einschätzt (Decker, HWS 655).

Die Versuche Ost-Berlins, den berühmten Schriftsteller Hesse für ihre Interessen zu gewinnen, weist er wiederholt ab. Auch erbost es ihn, dass seine Werke in Ostdeutschland in großem Umfang gedruckt werden, ohne dass er das erlaubt hat und ohne dass er etwas daran verdient. Dass er dennoch den kommunistischen Idealen eine gewisse Sympathie entgegenbringt, trägt ihm den Vorwurf ein, insgeheim selbst ein Kommunist zu sein. Wieder einmal gerät er in einem Konflikt durch seine Neutralität zwischen die Fronten (HWS 655 f.).

Wenn die Mangal-Mahadasha in Hesses Jahre als junger Mann gefallen wäre, wäre der Mangal-Shani-Konflikt im Rashi vielleicht eskaliert und man hätte Hermann Hesse in dieser Zeit als wilden Rebellen kennengelernt. In diesem späten Lebensabschnitt ist davon wenig zu merken. Der Atmakaraka Shani hat sich längst durchgesetzt.

Allerdings sind Hermann Hesses Rebellionen schon immer mehr demonstrative Flucht, Rückzug und Verweigerung gewesen als wütende Destruktivität und Aggression. Das liegt in der Stellung von Mangal im Zeichen Wassermann. Die Bewusstseinsdynamik von Wassermann ist die des Sich-Zurückziehens in die Stille und dies ist hier zur Bewusstseinsdynamik, zur inneren Natur von Mangal geworden - der Krieger auf dem Rückzug, eine ausgesprochen unpassende Konstellation, weswegen laut Maharishi Parashara Wassermann auch zu den feindseligen Zeichen von Mangal gehört (BPHS 50.30). Ohne die temporäre Feindschaft zwischen Mangal und Shani, die zu Aufbegehren und Revolte führte, wäre Hesse mit Mangal in Wassermann einfach schon früh ein sehr friedlicher, resignierender Mensch ohne jede Aggressivität gewesen.

Im Navamsha-Chart, das in fortgeschrittenem Alter besonders maßgeblich ist, steht Mangal im 1. Haus, ist also wie im Rashi, wo er Herr des 1. Hauses ist, mit der Persönlichkeit und der individuellen Aktivität des Geborenen eng verbunden. Mangal steht hier im Zeichen Fische. In Fische wird die Rückzugsbewegung des Bewusstseins aus der Welt der Objekte, die im vorhergehenden Zeichen Wassermann begann, zu Ende geführt. Das Wasserzeichen Fische steht für das endgültige Zurücksinken der Welle der Bewusstseinsaktivität in die Stille des Ozeans des Bewusstseins. Es überrascht nicht, dass auch Fische laut Parashara zu den feindseligen Zeichen von Mangal gehört, denn Mangal herrscht über das Zeichen Widder, das für den extrem kraftvollen und dynamischen Anfangsimpuls der Bewusstseinsaktivität steht. Der Rajayoga-Karaka Mangal ist in der Navamsha Herr des 9. Hauses, des Hauses der Philosophie und Spiritualität, das mit dem Zeichen Skorpion verbunden ist. Hermann Hesses konsequenter Rückzug aus der Welt und seine beharrliche Weigerung, sich in parteiliche Auseinandersetzungen einbeziehen zu lassen, ist Ausdruck dieser Konstellation.

Rajayoga-Karaka Mangal steht in Fische im Zeichen seines besten Freundes Guru und daher überwiegend günstig. Dass Aszendentenherr Guru in der Navamsha im Erd- und Venuszeichen Stier steht drückt sich darin aus, dass Hesse sich nun vorwiegend der Gartenarbeit und der Malerei widmet; auch Musik hört er viel, vor allem Bach und Mozart. Was das Schreiben anbetrifft schreibt er unermüdlich zahlreiche Briefe, von denen er selbst auch viele erhält (HWS 662). Diese Korrespondenz wird in der Navamsha von der Stellung von Budha im Zeichen Waage, dem Zeichen des ausgewogenen Gebens und Nehmens, als Herr der wichtigen Häuser (Kendras) 4 und 7 angezeigt - über 30.000 Briefe schrieb er im Laufe seines Lebens!

Die Mahadasha von Rahu - sanfter Übergang

03.09.1959 - +03.09.1962 - Alter von ca. 82 bis 85

Die Antardasha von Rahu in der Dasha von Rahu

03.09.1959 - 13.05.1962 - Alter ca. 82 bis 84

Rahu im Geburtshoroskop: 10° Kumbha (DOMZ), in Haus 4. Navamsha: Makara. Rahu zu Antardasha-Beginn: 10° Kanya (DOMZ), in Haus 11.

Die Antardasha von Guru in der Dasha von Rahu

13.05.1962 - +03.09.1962 - Alter ca. 84 bis 87

Dasha-Herr Rahu ist Freund von Antardasha-Herr Guru und Antardasha-Herr Guru ist neutral gegenüber Dasha-Herr Rahu. Guru steht im Geburtshoroskop von Rahu aus im 11. Haus. Zusammenwirken von Rahu und Guru in Haus: 8, 10. Guru ist ein Rajayoga-Planet. Guru im Geburtshoroskop: 4° Dhanu (MULA), in Haus 2 als Herr von Haus 2 und 5. Navamsha: Vrishabha (Ntrl). Guru zu Antardasha-Beginn: 15° Kumbha (Frnd), in Haus 4.

Hermann Hesse starb am 3. September 1962 in Ra-Gu-Gu. Stirbt jemand mit 32 Jahren so ist das ein dramatisches Ereignis. Wenn ein Mensch mit 85 Jahren stirbt, muss man in der Jyotish-Analyse nicht nach mächtigen Synergien problematischer Planetenfaktoren suchen, was sein Ableben anbetrifft. Hier dennoch ein paar Gedanken dazu:

Offensichtlich sind es Rahu und Guru, die in ihrem Zusammenwirken in ihrer gemeinsamen Phase den Tod bringen.

Rahu ist ebenso wie Shani, dessen Ergebnisse er hauptsächlich verwirklicht (s. o.), ein Übeltäter für den Aszendenten Skorpion und damit für das 1. Haus, Tanu Bhava, das Haus des Körpers und ebenso für Mangal, den Herrn des 1. Hauses. Beide verneinen somit den Körper. Rahu ist prinzipiell desintegrierend (s. o.) und der Tod ist die Desintegration von Körper und Geist. Shani, der engstens mit Rahu verbunden ist, aspektiert den Aszendenten. Im Chandra-Chart befindet sich Rahu im 12. Haus und verneint so ebenfalls den Körper. Am Todestag steht Rahu im Zeichen Krebs und aspektiert von dort aus den Aszendenten Skorpion.

Guru ist als Herr des 2. Hauses technisch gesehen ein todbringender Planet, ein Maraka, was noch dadurch betont wird, dass er sich selbst in Maraka-Haus 2 befindet. Einen frühen Tod hat Guru nicht bewirkt, da er (ebenso wie Rahu) stark in seinem Zeichen steht und weil Guru zugleich Herr des segensreichen 5. Hauses ist.

Eine vertiefende Untersuchung könnte sicherlich noch weitere Faktoren ans Licht bringen, aber die Feststellung, dass Rahu als Desintegrator und Feind des Aszendenten sowie des Aszendentenherrn in der gemeinsamen Phase mit einem Maraka den Tod bringt, kann hier als astrologische Begründung ausreichen.

In Hermann Hesses berühmten Gedicht "Stufen" heißt es am Ende:

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden,
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!